In Zeiten steigender Lebenshaltungskosten sehnen sich viele US-Amerikaner nach niedrigeren Kreditzinsen für Immobilien, Kreditkarten und Autos. Doch die Hoffnungen könnten enttäuscht werden, nachdem die Federal Reserve nach ihrem jüngsten Treffen weniger Zinssenkungen für das kommende Jahr in Aussicht stellt. Die Notenbankvertreter stehen kurz davor, ihren Leitzins, welcher zahlreiche Konsumenten- und Unternehmenskredite beeinflusst, um einen Viertelpunkt auf etwa 4,3 % zu senken. Damit liegt der Zins nun deutlich unter dem Vier-Jahrzehnte-Hoch, das er im Juli 2023 erreicht hatte. Trotz der Tatsache, dass die Inflation seit ihrem Höchststand von 9,1 % Mitte 2022 deutlich gesunken ist, bewegt sie sich weiterhin hartnäckig über dem Zielwert von 2 %. Dies führt dazu, dass die Fed unter Führung von Jerome Powell auf eine vorsichtigere Gangart bei künftigen Zinssenkungen umsattelt. Ökonomen sehen die Fed dazu übergehen, die Zinsen seltener zu senken – möglicherweise nur noch bei jedem zweiten Treffen oder noch seltener. „Wir stehen an der Schwelle zu einem Übergang, in dem sie nicht mehr bei jedem Treffen kürzen werden“, erklärt David Wilcox, ein Ökonom bei Bloomberg Economics. Die jüngste wirtschaftliche Entwicklung hat die Erwartungen übertroffen, während sich der Inflationsdruck als hartnäckiger erweist. Die bevorstehende Präsidentschaftswahl fügt dem Ganzen noch eine weitere Unbekannte hinzu: Der designierte Präsident Donald Trump plant Maßnahmen, die nach Meinung vieler Ökonomen die Inflation anheizen könnten. Powell betont, dass die gegenwärtig robuste Wirtschaftslage es der Fed erlaubt, bei der Zinssenkung eine vorsichtigere Haltung einzunehmen, um ein neutrales Niveau zu erreichen, das weder das Wachstum bremst noch anheizt. Am Mittwoch veröffentlicht die Fed ihre vierteljährlichen Prognosen zu Wachstum, Inflation, Arbeitslosigkeit und dem Leitzins für die kommenden drei Jahre. Während sie im September noch vier Senkungen für das nächste Jahr geplant hatte, erwarten Ökonomen nun nur noch zwei oder drei Senkungen im Jahr 2025. An den Finanzmärkten rechnet man sogar lediglich mit zwei Zinsanpassungen, wie sich aus den Futures-Preisen ergibt.