Die US-Notenbank steht vor einer anspruchsvollen Gratwanderung in ihrer Zinsentscheidungsstrategie. Eine aktuelle Umfrage unter führenden Wirtschaftswissenschaftlern, durchgeführt von der Financial Times in Zusammenarbeit mit der Universität Chicago Booth, prognostiziert eine zurückhaltendere Vorgehensweise der Federal Reserve bei der Senkung der Zinssätze. Hintergrund dieser Einschätzung sind Bedenken, dass die Politik der Trump-Administration die Inflation anheizen könnte.
Die mehrheitlich akademisch geprägten Ökonomen haben ihre Vorhersagen für den Leitzins im kommenden Jahr angehoben. Bis Ende 2025 erwarten sie größtenteils, dass der Satz bei 3,5 Prozent oder darüber liegen wird. Doch ein möglicher Viertel-Prozent-Punkt-Abschlag in der nächsten Fed-Sitzung könnte diesen auf eine Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent senken.
Jonathan Wright, ein ehemaliger Fed-Ökonom und derzeit Professor an der Johns Hopkins University, deutet an, dass das Inflationsrisiko durchaus bestehen bleibt und das Erreichen des Inflationsziels noch einige Herausforderungen birgt. Dies könnte die Fed dazu veranlassen, die Zinssätze längerfristig auf einem restriktiven Niveau zu halten. Ähnlich äußert sich auch Tara Sinclair von der George Washington University, die eine längere Pause nach einer Dezember-Senkung in Betracht zieht.
Die Diskussion über den neutralen Leitzins, der weder das Wirtschaftswachstum ankurbelt noch es eindämmt, bleibt eine weitere Herausforderung für die Fed. Ein Großteil der befragten Ökonomen sieht in den wirtschaftlichen Plänen des künftigen Präsidenten Trump, wie der Einführung umfassender Zölle, ein Wachstumsrisiko für die USA und erwartet zusätzlich steigenden Inflationsdruck.
Obwohl für das kommende Jahr keine Rezession befürchtet wird, sind die Langzeitfolgen der angekündigten Politik bedenklich. Sinclair äußerte, dass Trumps Strategien langfristig schädlich für die Wirtschaft seien. Die Fed muss sich auf mögliche Auseinandersetzungen mit der neuen Regierung einstellen, sollten hohe Zinssätze zur Kontrolle der Inflation notwendig werden.
Wirtschaftsexperten betonen, dass die Fed in ihrer Wachsamkeit gegenüber Inflation in der gegenwärtigen Situation deutlich sensibler reagieren müsse, da das Umfeld nach der Pandemie eine erhöhte Preisentwicklung hervorgebracht habe.