Ein beeindruckendes Jahr für US-Aktien steht vor einem seiner letzten großen Prüfsteine, da die kommende Woche die mit Spannung erwartete Sitzung der Federal Reserve ansteht. Investoren erwarten gespannt die Richtlinien der Zentralbank zu möglichen Zinssenkungen.
Der Nasdaq Composite Index durchbrach vergangene Woche erstmals die Marke von 20.000 Punkten, ein weiterer Meilenstein in einem Jahr, in dem der tech-lastige Index um 32% gestiegen ist. Auch der S&P 500 legte mit einem Plus von rund 27% kräftig zu.
Die Erwartungen einer Zinssenkung durch die Fed haben diese Gewinne unterstützt. Doch während die Zentralbank nächste Woche die Kreditkosten um weitere 25 Basispunkte senken dürfte, haben Anleger ihre Erwartungen an eine aggressive Zinspolitik im nächsten Jahr aufgrund des robusten Wirtschaftswachstums und der hartnäckigen Inflation moderiert.
Die Anleiherenditen, die sich umgekehrt zu den Anleihepreisen bewegen, sind in den letzten Sitzungen gestiegen, was die US-Zehnjahresrendite auf ein Drei-Wochenhoch von 4,38% am Freitag brachte. Trotz der steigenden Renditen stiegen die Aktien weiter. Einige Investoren warnen jedoch, dass die Annäherung an die 4,5%-Marke ein potenzielles Signal für breitere Marktturbulenzen sein könnte.
„Alles, was dazu führt, dass die Erwartung entsteht, die Fed könnte sich langsamer bewegen als erhofft, könnte den Aktien etwas Abwärtsdruck bringen“, so Jim Baird, Chief Investment Officer bei Plante Moran Financial Advisors.
Die Entwicklung der Geldpolitik wird von Anlegern aufmerksam verfolgt, da das Zinsniveau die Kreditkosten diktiert und ein wesentlicher Einflussfaktor bei der Bestimmung der Aktienbewertungen ist. Zinserwartungen beeinflussen auch die Anleiherenditen, die die Attraktivität von Aktien mindern können, wenn sie steigen, da Staatsanleihen als nahezu risikofrei gelten.
Fed Fund Futures zeigen laut CME FedWatch Daten eine 96%ige Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte bei der Entscheidung am Mittwoch. Doch der Kurs für das nächste Jahr ist ungewiss. Daten von LSEG deuten darauf hin, dass der Zinssatz bis Dezember nächsten Jahres bei 3,8% liegen könnte, was etwa 100 Basispunkte über dem im September eingepreisten Wert liegt.
Das Wirtschaftsprojektionen der Fed, die bei der Sitzung veröffentlicht werden, geben Aufschluss über die erwartete Zinsentwicklung. Zuletzt legte man im September einen mittleren Zinssatz von 3,4% für das Jahresende 2024 fest.
Fed-Chef Jerome Powell signalisierte kürzlich eine mögliche Unterstützung für ein langsameres Tempo bei Zinssenkungen, da die Wirtschaft stärker sei als erwartet. Auch die Präsidentschaftswahl von Donald Trump könnte die Fed zu Vorsicht verleiten, da seine wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik und Zölle Sorgen über eine stärkere Inflation wecken.
Analysten bei BNP Paribas erwarten einen "falkenhaften" Ansatz, möglicherweise mit einer Pause bei weiteren unbefristeten Kürzungen. Carol Schleif von BMO Private Wealth betonte, die Märkte würden versuchen, in Erfahrung zu bringen, wie besorgt die Fed über die Inflation sei.
Die Novemberdaten zeigen, dass das Fortschreiten auf das Inflationsziel von 2% stagniert. Analysten erwarten dennoch, dass der Marktschwung weitere Gewinne bis Jahresende unterstützt, obwohl einige technische Indikatoren darauf hindeuten, dass die Aktienrallye zu weit fortgeschritten sein könnte.
Adam Turnquist von LPL Financial wies darauf hin, dass der Prozentsatz der Nasdaq-Komponenten, die 52-Wochen-Hochs erreichen, seit der Rallye nach der Wahl am 5. November zurückgegangen ist, was darauf hindeutet, dass weniger Aktien den Aufschwung unterstützen. „Die Geschichte deutet darauf hin, dass dem tech-lastigen Index eine Verschnaufpause bevorsteht, bevor sich der langfristige Schwung fortsetzt“, so Turnquist.