Ein internes Papier der FDP, das mögliche Szenarien für einen Austritt aus der Ampel-Koalition skizziert, hat erhebliche Wellen der Empörung unter den ehemaligen Koalitionspartnern ausgelöst. SPD-Generalsekretär Matthias Miersch verurteilte scharf die Nutzung des Begriffs „D-Day“ innerhalb des Dokuments, welcher im historischen Kontext des Zweiten Weltkriegs eine besondere Bedeutung trägt. Er forderte Parteichef Christian Lindner auf, sich für die derartige Ausdrucksweise und die vermeintliche Irreführung der Öffentlichkeit zu entschuldigen.
Nach der Veröffentlichung des Papiers, das von der FDP als ein auf Mitarbeiterebene erstelltes „Arbeitspapier“ deklariert wird, bemühte sich FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai um Schadensbegrenzung. „Keiner aus der Führung der FDP kannte das Papier“, erklärte er und sah trotz der aufkeimenden Kontroversen keinen Grund für personelle Konsequenzen. Die FDP betonte auf der Plattform X, dass sie „nichts zu verbergen“ habe und stellte zugleich klar, dass die Diskussion um den Koalitionsausstieg Teil professioneller Vorbereitung sei.
Die politischen Mitstreiter sehen dies jedoch kritisch. SPD-Chef Lars Klingbeil begrüßte die Veröffentlichung als Möglichkeit für die Bürger, sich ein umfassenderes Bild zu machen, während Grünen-Politikerin Britta Haßelmann eine klare Ablehnung gegenüber einer potenziellen Verantwortung der FDP in der Regierung zeigte. Die Debatten um den „idealen Zeitpunkt“ für das Ende der Koalition, die im Dokument thematisiert werden, untermauern das vorherrschende Misstrauen der politischen Landschaft.
Das Dokument, von dem der Nachrichtenkanal Table.Briefings berichtete, legte offen, dass intern bereits verschiedene Szenarien für einen Austritt durchgespielt worden seien. Selbst das Timing, zur Mitte der 45. Kalenderwoche, wurde detailliert abgewogen. Der tatsächliche Bruch erfolgte jedoch, als Bundeskanzler Olaf Scholz FDP-Chef Lindner als Finanzminister entließ, was in den politischen Reihen als Entlassungsinszenierung diskutiert wird. Die Diskussionen zeigen deutlich, dass in der politischen Arena ein erbitterter Kampf um die Deutungshoheit des Koalitionsendes ausgebrochen ist.