Im politischen Berlin sorgt derzeit ein bemerkenswerter Schlagabtausch zwischen der FDP und der SPD für Aufsehen. Der als ehemaliger Bundesfinanzminister entlassene FDP-Vorsitzende Christian Lindner erhebt schwere Vorwürfe gegen die SPD. In einem Gespräch mit dem "Handelsblatt" beschuldigt er die Sozialdemokraten, absichtlich eine Zerstörung seiner Partei zu betreiben. Lindner unterstellt der SPD ein "eiskaltes taktisches Kalkül", um von ihrer eigenen Konzeptlosigkeit in Wirtschaftsthemen abzulenken.
Lindner geht noch weiter und spekuliert, dass die SPD die FDP schwächen möchte, um ihre eigene politische Zukunft zu sichern. Eine starke FDP mindere das Risiko einer Regierungsbeteiligung von SPD oder Grünen bei kommenden Wahlen, so Lindner. Er interpretiert seine Entlassung als Teil der Taktik im Wahlkampfgeschehen.
Die SPD weist diese Anschuldigungen entschieden zurück. Katja Mast, Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, wirft Lindner vor, das Land verraten zu haben. Sie kritisiert seine Politik als Klientel-getrieben und unverantwortlich. Ihr zufolge verfolgt die SPD kluge Wachstumsanstöße für die Zukunft der Arbeit, während Lindner politisches Spiel und Verantwortungsvermeidung betreibe.
Lindner entgegnete den Vorwürfen und betont, dass es schon seit geraumer Zeit unterschiedliche Vorstellungen in der Koalition gegeben habe. Er habe immer das Wohlergehen Deutschlands im Blick gehabt und bedauert, dass seine Lösungsansätze als Provokation aufgefasst wurden. Für ihn steht fest, dass die Wähler von der Ampel-Koalition erleichtert seien.
Trotz des Drucks und des Koalitionsbruchs will die FDP dem Ampel-Gesetz zur Reduzierung der kalten Progression zustimmen, obwohl Lindner Zweifel äußert, ob es zur Abstimmung kommen wird. Eine erneute Koalition mit SPD und Grünen schloss er kategorisch aus, ebenso wie die Zustimmung zu einem Koalitionsvertrag, der eine Reform der Schuldenbremse vorsieht.