Drei Prozent. So tief ist die FDP in der aktuellen Forsa-Umfrage gefallen, und das lässt kaum Spielraum für Schönfärberei. Während die Grünen und die Union leicht zulegen, schwindet das Vertrauen in die Liberalen – und damit vor allem in ihren Chef, Finanzminister Christian Lindner.
Fast ein Drittel der Befragten sieht in ihm den Hauptverantwortlichen für ein mögliches Ende der Ampel. Das ist mehr als nur ein Misstrauensvotum.
Der Grund für die Unzufriedenheit ist kein Geheimnis: Lindners jüngstes Grundsatzpapier zur Haushaltspolitik hat nicht nur in der Koalition für Diskussionen gesorgt, sondern auch bei den Wählern.
Viele halten seinen Sparkurs für zu strikt, sein Beharren auf einer schwarzen Null für unzeitgemäß. Und in Zeiten, in denen die Menschen sich Lösungen wünschen, wirkt ein festgefahrener Kurs oft wie ein Betonklotz am Bein.
Schuldfrage: Fast alle Finger zeigen auf Lindner
Die neue Umfrage liefert noch mehr als die schwachen Zahlen: Sie wirft ein Schlaglicht darauf, wie die Bevölkerung die Schuld an einem möglichen Koalitionsbruch verteilt. 29 Prozent halten Lindner für den Hauptverantwortlichen, sollte die Ampel-Koalition in die Brüche gehen.
Für Vizekanzler Habeck von den Grünen sehen 18 Prozent diese Verantwortung, für Kanzler Scholz nur 15 Prozent. Die Botschaft ist klar: Bei Lindner vermutet man am ehesten den Stolperstein.
Dabei ist das Verhältnis in der Ampel ohnehin schon angespannt. Viele SPD- und Grünen-Wähler sind skeptisch, ob die FDP tatsächlich gewillt ist, die wirtschaftlichen Herausforderungen des Landes gemeinsam anzupacken. Lindner steht hier nicht nur als Minister, sondern auch als das Gesicht einer Partei, die sich in einer Krise befindet.
Vertrauensverlust in die Ampel – und die Konkurrenz profitiert
Es kommt noch dicker für die Koalition: 82 Prozent der Befragten glauben nicht, dass die Ampel-Regierung bis zur nächsten Bundestagswahl im Herbst 2025 Lösungen für die Wirtschaftskrise finden wird. Ein gewaltiges Misstrauensvotum, das sich auch bei den Anhängern der Koalitionsparteien zeigt.
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Nur 17 Prozent denken, dass die Ampel die wirtschaftlichen Probleme bewältigen kann. Das ist ein Alarmsignal – und könnte der FDP, die sich als „Wirtschaftspartei“ positionieren will, langfristig sogar schaden.
Während die Ampel an Vertrauen verliert, sammeln die Union und die AfD die enttäuschten Wählerstimmen ein. Die CDU/CSU steht aktuell bei 33 Prozent und fährt seit Monaten solide Ergebnisse ein, während die AfD bei 16 Prozent liegt. Die Tendenz: Wenn die Ampel weiter strauchelt, könnten diese beiden Parteien bei der nächsten Wahl profitieren.
Was jetzt für Lindner und die FDP auf dem Spiel steht
Für Lindner und die FDP geht es längst um mehr als ein paar verlorene Umfragepunkte. Die Partei steht vor der Frage, wie sie in der Koalition bestehen und zugleich ihre eigenen Wähler zurückgewinnen kann. Mit einem Sparkurs, der in der Bevölkerung wenig Rückhalt findet, könnte das schwierig werden.
Die FDP muss entscheiden, ob sie weiter stur am Kurs des „kühlen Finanzministers“ festhält oder ob sie flexibler und lösungsorientierter wird – eine Rolle, die viele von der „Partei der wirtschaftlichen Vernunft“ erwarten würden.