Die FDP steht wenige Monate vor der Bundestagswahl vor einer grundlegenden Neustrukturierung. Generalsekretär Bijan Djir-Sarai und Bundesgeschäftsführer Carsten Reymann haben ihre Ämter überraschend niedergelegt. Diese Rücktritte kamen einen Tag nach der Veröffentlichung eines Strategiepapiers, das den Ausstieg der Liberalen aus der Ampelkoalition detailliert darlegt. Die Zukunft der vakanten Positionen bleibt indes ungewiss, während die Partei mit Umfragewerten nahe der Fünf-Prozent-Hürde kämpft, um am 23. Februar erfolgreich in den Bundestag einzuziehen.
Die abrupten Rücktritte wurden als Versuch gesehen, den Schaden für die Glaubwürdigkeit der FDP zu minimieren. Djir-Sarai räumte in seiner Stellungnahme ein, unwissentlich falsche Aussagen über das interne Dokument gemacht zu haben und übernahm die Verantwortung dafür. Er betonte, es sei nie seine Absicht gewesen, Fehlinformationen zu verbreiten. In seiner Erklärung äußerte auch Reymann den Wunsch nach einer personellen Erneuerung im Hans-Dietrich-Genscher-Haus, um die Partei gestärkt in die entscheidende Wahl zu führen.
Das Papier, das die politischen Wogen innerhalb der FDP hochgehen ließ, skizzierte einen avisierten Zeitpunkt für den Koalitionsausstieg und sorgte für hitzige Diskussionen. Die Entlassung von Finanzminister Christian Lindner durch Kanzler Olaf Scholz diente als Auslöser für den Koalitionsbruch, was die Spekulationen um das Dokument weiter befeuerte.
Innerparteilicher Druck, insbesondere von den Jungen Liberalen, führte zur Forcierung der Rücktritte. Franziska Brandmann, Vorsitzende der Jugendorganisation, forderte proaktiv den Rückzug Djir-Sarais, um der Glaubwürdigkeit der Partei nicht weiter zu schaden. Die kontrovers diskutierte Verwendung des Begriffs "D-Day" in dem Strategietext geriet ebenfalls unter Beschuss, da die Konnotationen dieses historischen Termins als unangebrachte Wahl betrachtet wurden.
Durch die selbstkritische Haltung und Annahme der politischen Verantwortung versuchen die FDP-Mitglieder nun, einen Neuanfang zu wagen. Innerhalb der Partei fordert man eine umfassende Aufarbeitung und die Fortschreibung der bisherigen Strategien, um im anstehenden Wahlkampf mit klarer Linie und ohne anhaltende Personaldebatten zu bestehen. Ob der Rücktritt jedoch die erhoffte Wende bringen kann, bleibt abzuwarten.