Zwei Wochen vor der entscheidenden Bundestagswahl versammelten sich die Mitglieder der FDP in Potsdam, um auf dem außerordentlichen Bundesparteitag ihre strategische Ausrichtung festzulegen. Im Mittelpunkt des Treffens stand ein Wahlaufruf, in dem die Partei ihre Bereitschaft erklärt, entweder als aktiver Teil einer neuen Regierungskoalition oder als wichtige liberale Stimme in der Opposition Verantwortung zu übernehmen. Parteichef Christian Lindner nutzte die Gelegenheit, um die Parteibasis zu mobilisieren und in der letzten Phase des Wahlkampfs alles zu geben. Angesichts stagnierender Umfragewerte von rund vier Prozent steht die FDP vor einer immensen Herausforderung, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen, um im Bundestag vertreten zu sein. Die aktuelle Lage erinnert an die Bundestagswahl 2013, bei der die Liberalen das gleiche Schicksal ereilte. Der stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Kubicki zeigte sich jedoch optimistisch und vertrat die Ansicht, dass die FDP, bei Vermeidung weiterer Fehler, noch auf sieben Prozent der Wählerstimmen hoffen könne. Parteichef Lindner wird im Zuge des Parteitags zudem den offiziellen Wahlaufruf einbringen, gefolgt von einem Schlusswort des designierten Generalsekretärs Marco Buschmann. Das politische Ziel der FDP bleibt weiterhin eine Regierungskoalition mit der CDU unter Kanzler Friedrich Merz. Doch trotz inhaltlicher Überschneidungen in der Wirtschafts- und Migrationspolitik scheint die Union für diese Idee wenig Begeisterung zu zeigen. Merz warnte sogar, dass eine Stimme für die FDP als verschwendet gelten könnte. Einen weiteren Rückschlag erlitt die FDP durch die Absage von CDU und CSU, einer Zweitstimmenempfehlung zugunsten der Liberalen. Dies unterstrichen Merz und der CSU-Vorsitzende Markus Söder auf einem CSU-Parteitag in Nürnberg, indem sie jegliche Rücksichtnahme auf Wettbewerber ablehnten. Nach dem neuen Wahlrecht benötigen Direktkandidaten zudem eine Absicherung durch Zweitstimmen, was eine Gewichtung dieser Stimmen für die Union nahelegt. In einer klaren Absage an eine mögliche Zusammenarbeit mit den Grünen in einer neuen Regierung bekräftigte die FDP im Wahlaufruf ihre kritische Haltung. Die Erfahrung der letzten Regierungsbeteiligung habe gezeigt, dass die Grünen wichtige Maßnahmen gebremst haben, was zu verstärktem Zögern gegenüber einer erneuten Kooperation führte. Kubicki warnte eindringlich vor den Konsequenzen eines Verfehlens der Fünf-Prozent-Hürde. Ein solches Szenario könnte das Ende der liberalen Partei in Deutschland bedeuten, da wesentliche Strukturen und Ressourcen gefährdet wären. Er appellierte an die noch unentschlossenen Wählerinnen und Wähler, die in seinen Augen die entscheidende Kraft sein könnten, um das Schicksal der FDP zu wenden.