Ed Owens steht in einer staubigen Lagerhalle im Osten Colorados, während die goldenen Hirsekörner durch metallene Trichter in weiße Säcke rieseln. Die Ernte ist gut, doch die Sorgen sind größer.
Fast zwei Drittel seines Getreides verkauft er ins Ausland, doch Trumps neue Strafzölle könnten das Geschäft ruinieren. „Ich habe ihn gewählt, weil ich glaubte, er würde das Geschäft für uns einfacher machen“, sagt Owens und schüttelt den Kopf.
„Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, ob er überhaupt weiß, was wir hier draußen brauchen.“
Owens ist kein Einzelfall. Im mittleren Westen, wo Farmer mit überwältigender Mehrheit für Trump gestimmt haben, mehren sich kritische Stimmen.
Der Grund: Trumps protektionistische Handelspolitik, sein Sparprogramm und die zunehmende Einflussnahme von Elon Musk auf den Staatsapparat setzen der Landwirtschaft zu. Eine explosive Mischung für einen Präsidenten, der 2020 noch 77 Prozent der Stimmen aus der Agrarwirtschaft holte.
Ein gefährliches wirtschaftliches Experiment
Trump hat seinen zweiten Amtsantritt genutzt, um das umzusetzen, was er in seiner ersten Amtszeit nicht schaffte: ein radikales Zurückschneiden der staatlichen Verwaltung.
Mit Elon Musk als „Disruptionsbeauftragten“ im eigens geschaffenen Department of Government Efficiency (DOGE) wird in beispiellosem Tempo gespart. Subventionen für Landwirte, die in der ersten Amtszeit noch großzügig flossen, stehen nun auf der Streichliste.
Zugleich sorgt die unberechenbare Handelspolitik für Unsicherheit. Trumps jüngste Zollandrohungen haben bereits zu Unruhen an den Finanzmärkten geführt.
Vor allem Exportabhängige, darunter Farmer, fürchten Vergeltungsmaßnahmen. „Die internationalen Märkte sind nervös, und das kann uns das Geschäft kosten“, warnt Owens. „Ohne staatliche Unterstützung oder einen verlässlichen Handelsrahmen bleibt uns nichts.“
In Kansas, einer Hochburg der Republikaner, formiert sich inzwischen Widerstand. Bei einer Versammlung mit Senator Roger Marshall kam es zu Tumulten – der Abgeordnete brach die Veranstaltung ab. „Wir haben keine Zeit für Politik“, ruft ein wütender Farmer in die Menge. „Wir brauchen Planungssicherheit.“
Elon Musk als Blitzableiter der Wut
Die Unzufriedenheit richtet sich zunehmend auch gegen Elon Musk. Der Tesla-Chef, inzwischen Trumps wichtigster Wirtschaftsberater, hat in rasantem Tempo Behörden zusammengestrichen, Staatsbedienstete entlassen und Programme zur Unterstützung von Landwirten und mittelständischen Unternehmen ins Visier genommen.
„Er verhält sich, als wäre der Staat ein ineffizientes Unternehmen, das man sanieren kann“, kritisiert der Wirtschaftsprofessor Niall Robertson. „Doch Regierungsarbeit ist kein Startup – hier geht es um Millionen Existenzen.“
Eine besondere Empörung löste Musks gescheiterter Versuch aus, Fluglotsenstellen zu streichen – ein Vorhaben, das er später unter öffentlichem Druck zurückziehen musste. „Dieser Mann hat keine Ahnung von Regierungsführung“, sagt William Vaugh, ein Farmer aus Kansas, der sich an Protesten beteiligt.

Die Empörung schlägt sich auch in Umfragen nieder: Laut einer Erhebung des US-Radiosenders NPR sehen 56 Prozent der Amerikaner Musks Reformen inzwischen kritisch, während nur 39 Prozent sie befürworten.
Republikaner in der Zwickmühle
Für Trump wird die Lage heikel. Der Protest kommt nicht von Demokraten oder aus urbanen Eliten – er kommt aus seiner eigenen Basis. Doch er kann auf Musk nicht verzichten. Der Tech-Milliardär gibt ihm die Möglichkeit, die Staatsverwaltung im großen Stil umzubauen, ein zentrales Versprechen seiner Wiederwahlkampagne.
Innerhalb der Republikanischen Partei wächst jedoch die Nervosität. „Wir haben eine Situation, in der unser wichtigster Wählerblock leidet“, räumt ein republikanischer Abgeordneter anonym ein. „Das wird nicht einfach zu erklären sein, wenn wir 2026 wiedergewählt werden wollen.“
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