21. Oktober, 2024

Märkte

Fahrradbranche tritt im Gegenwind: Hoffnungen auf Erholung ab 2026

Fahrradbranche tritt im Gegenwind: Hoffnungen auf Erholung ab 2026

Die europäische Fahrradbranche kämpft weiterhin mit Herausforderungen, während Konsumenten sich auf anhaltende Rabatte freuen können. Eine aktuelle Untersuchung der Beratungsgesellschaft Roland Berger prognostiziert, dass die Verkaufszahlen neuer Fahrräder auch in den kommenden zwei Jahren weit hinter den Zahlen der Corona-Hochphase zurückbleiben werden. Fertig montierte Räder und teure Komponenten lagern bei den Herstellern ohne ausreichende Nachfrage der Händler, die ihre Lagerbestände zunächst abbauen müssen. Eine Markterholung wird nicht vor der Saison 2026 erwartet, so das Fazit der Studie, die auf qualitativen Erhebungen mit 40 Branchenexperten aus dem deutschsprachigen Raum basiert.

Die Händler stehen unter erheblichem Druck, attraktive Preise anzubieten, um Fahrräder überhaupt absetzen zu können. Der Preiskampf wird mindestens weitere 18 Monate anhalten, erläutert Michael Heller, der Hauptverfasser der Studie. Händler wie Uwe Wöhl vom VSF-Verbund beobachten zudem einen Verdrängungswettbewerb: Einige große Hersteller bieten bereits Modelle aus der Saison 2025 zu reduzierten Preisen an, wodurch andere Lagerbestände automatisch im Wert sinken. Verbraucher können daher weiterhin günstige Angebote sowohl für E-Bikes als auch für herkömmliche Fahrräder erwarten. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) warnt jedoch vor voreiligen Käufen, die möglicherweise nicht zu den individuellen Bedürfnissen passen.

Auf der Fachmesse "Eurobike" blieb die Nachfrage deutlich hinter den Erwartungen, was weitere Absatzrückgänge wahrscheinlich macht. Einige E-Bike-Hersteller rechnen für 2025 mit einem Absatzminus von 15 Prozent. Die momentanen Margen der Händler sind so niedrig, dass der Einkauf neuer Ware riskanter erscheint als der Verzicht auf zusätzlichen Umsatz, berichtet ein Handelskettengeschäftsführer. Auch wenn der Durchschnittspreis für Fahrräder durch den E-Bike-Boom steigt, wird für 2026 ein Umsatz von etwa 20 Milliarden Euro bei einem Absatz von 15,9 Millionen Fahrrädern prognostiziert – weiterhin unterhalb des Rekordlevels von 2021.

Langfristig bleibt das Fahrrad ein bedeutendes Element in der Transformation zu CO2-freier Mobilität in europäischen Städten. Speziell der wachsende Anteil von E-Bikes verspricht Umsatzsteigerungen. In anderen europäischen Ländern bestehen noch Marktchancen aufgrund niedrigerer E-Bike-Quoten, während sich die Preise für E-Bikes durch einfacherer Technik auf einem niedrigeren Level stabilisieren könnten.

Die Roland Berger-Studie empfiehlt den Herstellern, weniger auf neue Modelle zu setzen und stattdessen ihre Marken zu stärken sowie einen größeren Anteil an der Wertschöpfung zu erzielen, etwa durch die Entwicklung eigener Komponenten. Die Strategie, Fahrräder verstärkt online direkt an Konsumenten zu verkaufen, soll im Einklang mit den traditionellen Händlern erfolgen, um Konflikte zu minimieren.

Gleichwohl bewerten Experten den Fahrradmarkt trotz der aktuellen Schwierigkeiten als grundsätzlich gesund. Gunnar Fehlau, Mitautor der Studie, betont die Bedeutung des Fahrrads in der Lösung der Verkehrsprobleme. Caroline Lodemann vom ADFC fordert indes einen schnelleren Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur, um Deutschland als fahrradfreundliches Land voranzubringen.