Der Fachkräftemangel in deutschen Kindertagesstätten droht zur Regel zu werden und bringt neue Herausforderungen mit sich. Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, greifen immer mehr Einrichtungen auf Personal ohne formale pädagogische Qualifikation zurück. Weniger Fachkräfte, die als Erzieher oder Erzieherin ausgebildet sind, arbeiten somit in Kitas, wie eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung belegt. Im Jahr 2023 kamen lediglich 32 Prozent der Teams auf den empfohlenen Fachkräfteanteil von über 80 Prozent. Besonders gravierende Rückgänge wurden in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen festgestellt.
Die Regelungen, wer ohne formale Qualifikation tätig sein darf, unterscheiden sich stark zwischen den Bundesländern. Von Bremen bis Bayern reicht die Bandbreite der eingesetzten Quereinsteiger von Eltern bis Betriebswirten. In Anbetracht der Personalnot werden die Anforderungen mitunter vorübergehend gesenkt, was aber langfristig nicht den Qualitätsanforderungen genügen sollte.
Die Herausforderungen sind groß: Die Belastung für bereits angestellte Fachkräfte, die weniger ausgebildete Kolleginnen und Kollegen anleiten müssen, steigt. Eine Umfrage in Kooperation mit der Universität Gießen zeigt, dass sich fast die Hälfte der Fachkräfte überfordert fühlt, wobei jüngere Mitarbeitende das höchste Abwanderungsrisiko aufweisen.
Gleichzeitig ist klar: Die ersten Lebensjahre eines Kindes sind entscheidend für seine emotionale und kognitive Entwicklung. Die fundierte Ausbildung und Qualifizierung des Kita-Personals darf nicht vernachlässigt werden. Der Landeselternbeirat sieht Quereinsteiger unter bestimmten Voraussetzungen als Bereicherung, legt jedoch Wert auf eine Mindestqualifikation.
Während der Trend der Personalnot weiter anhält, bleibt die Frage offen, wie der Spagat zwischen notwendiger Qualität in der Kinderbetreuung und arbeitsmarktbedingtem Personalengpass zu meistern ist.