Der F-47 soll rund 700 Millionen Dollar pro Stück kosten – siebenmal mehr als ein Eurofighter. Experten warnen vor explodierenden Rüstungsausgaben ohne gesicherte Einsatzfähigkeit vor 2035.
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F-47: Trumps milliardenschwerer Luftkampf
Mit dem neuen Tarnkappenjet F-47 will die US-Regierung ihre technologische Vormachtstellung im Pazifik sichern. Der Auftrag sichert Boeing nicht nur das Überleben in der Militärluftfahrt – er könnte das Unternehmen nach Jahren der Krise grundlegend verändern.
Boeing hebt ab – mit Washingtons Rückendeckung
Boeing ist zurück im Spiel – nicht auf dem zivilen Flugzeugmarkt, sondern im militärischen Überlegenheitsdenken des 21. Jahrhunderts. Der F-47, Trumps neuer Kampfjet der sechsten Generation, soll in den kommenden Jahren das Rückgrat der US-Luftwaffe im Indopazifik bilden.
Die Entscheidung, den Großauftrag an Boeing zu vergeben, markiert nicht nur eine industriepolitische Zäsur – sie ist auch das Comeback eines Konzerns, der in den vergangenen Jahren schwer unter Druck geraten war.
Während Lockheed Martin mit dem F-35 die Gegenwart dominierte, setzt Boeing auf die Zukunft. Der F-47 ist nicht nur ein Kampfflugzeug, sondern das Kernstück eines vernetzten Waffensystems, das in der Lage sein soll, Schwärme unbemannter Drohnen zu dirigieren, Radarabwehr zu durchbrechen und Hyperschallbedrohungen abzuwehren.
Noch existiert das System allerdings vor allem als ambitionierte Blaupause – die operative Einsatzfähigkeit wird frühestens 2035 erwartet.
Hightech-Wettrennen gegen China
Der geopolitische Kontext der Entwicklung ist klar: China investiert massiv in eigene Stealth-Kapazitäten, Hyperschallraketen und elektronische Kriegsführung. Washingtons Antwort auf Pekings Rüstungsambitionen ist strategisch, teuer – und politisch motiviert.
Es geht, wie Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt betont, um nichts Geringeres als „Lufthoheit im Pazifik“.
Abheben gegen China: Die USA investieren Milliarden in den F-47, um ihre Lufthoheit im Pazifik zu verteidigen – doch Kritiker sehen in der Militarisierung eine Eskalation der Spannungen.
Die Entwicklungskosten sind entsprechend: Allein die aktuelle Finanzierungsrunde bringt Boeing 20 Milliarden Dollar. Langfristig winken Aufträge in dreistelliger Milliardenhöhe.
Mit Stückkosten von rund 700 Millionen Dollar wird der F-47 damit zum teuersten Kampfjet der Geschichte – siebenmal so teuer wie ein Eurofighter.
Ein Prestigeprojekt als Konzerntherapie
Für Boeing kommt der Auftrag zur rechten Zeit. Der Konzern hat turbulente Jahre hinter sich – vom Debakel um die 737 MAX über Produktionsmängel bis hin zu massiven Verlusten von fast 12 Milliarden Dollar allein im Vorjahr.
neue CEO Robert Ortberg versucht seit seinem Amtsantritt 2024 das Steuer herumzureißen. Qualitätskontrollen wurden verschärft, interne Prozesse aufgeräumt, das Personal umgeschult.
Der F-47 ist dabei nicht nur Hoffnungsträger für die Rüstungssparte, sondern Symbol eines umfassenden Kulturwandels.
Intern wirkt der Auftrag wie ein Befreiungsschlag. Lange galt Boeing als angeschlagener Riese, dessen Innovationskraft hinter den einstigen Glanzzeiten zurückblieb.
Mit dem F-47 rückt das Unternehmen nun technologisch wieder in die erste Reihe. Bleibt die Entwicklung im Zeit- und Kostenrahmen – beides keine Selbstverständlichkeit im Rüstungsbereich – dürfte Boeing seinen Ruf als Hightech-Schmiede langfristig festigen.
Der Preis der Dominanz
Der neue Jet ist jedoch nicht unumstritten. Kritiker verweisen auf die ungelösten Probleme beim F-35 – und stellen die Frage, ob ein weiteres Milliardenprogramm wirklich nötig ist, bevor die aktuelle Flotte zuverlässig funktioniert.
Auch die enge Verflechtung zwischen Militär und Industrie wird erneut zum Thema: Mit Boeing, Lockheed Martin und Northrop Grumman gibt es in den USA faktisch nur drei Anbieter für solche Großprojekte.
Wettbewerb sieht anders aus. Dass Boeing nun den Zuschlag bekam, war laut Großbongardt auch eine industriepolitische Notwendigkeit: Ohne den Auftrag hätte sich das Unternehmen wohl aus dem Zukunftsmarkt Kampfflugzeuge verabschieden müssen.
Der lange Weg zur Einsatzbereitschaft
Trotz aller Euphorie: Bis die erste F-47-Staffel abhebt, wird es dauern. Die komplexe Systemarchitektur, die enge Verzahnung mit Drohnen, die Nutzung von Künstlicher Intelligenz – all das macht die Entwicklung langwierig und fehleranfällig.
Der operative Einsatz wird nicht vor 2035 erwartet. Bis dahin müssen Versprechen gehalten, Rückschläge verkraftet und vor allem politischer Wille erhalten bleiben.
Was heute nach Hightech-Vorsprung klingt, könnte morgen von der Realität eingeholt werden – sei es durch Budgetkürzungen, technische Probleme oder neue Konkurrenz aus China. Doch eines ist sicher: Für Boeing beginnt mit dem F-47 mehr als nur ein neues Kapitel.
Es ist die letzte Chance, den militärischen Teil des Konzerns wieder zukunftsfähig zu machen. Und für die USA ist es der Versuch, mit Technologiepolitik die Spielregeln der Geopolitik neu zu schreiben.