23. November, 2024

Finanzen

EZB Zinssenkungen bis Mitte 2025 möglich?

Klaas Knot, bekannt für seine harte Haltung in der Zinspolitik, prognostiziert eine schrittweise Senkung der EZB-Leitzinsen bis mindestens Mitte 2025. Ein Rückfall auf die extrem niedrigen Werte vor der Pandemie sei jedoch nicht zu erwarten.

EZB Zinssenkungen bis Mitte 2025 möglich?
EZB-Ratsmitglied Klaas Knot: Er erwartet schrittweise Zinssenkungen bis Mitte 2025.

Schrittweiser Kurswechsel bei der EZB

Die Europäische Zentralbank wird ihre Leitzinsen wohl schrittweise bis mindestens in die erste Jahreshälfte 2025 senken. Diese Aussage kommt von keinem Geringeren als Klaas Knot, einem der „hawkishen“ Mitglieder des EZB-Rats.

Der Niederländer gilt für gewöhnlich als Verfechter einer straffen Geldpolitik, doch seine aktuellen Äußerungen lassen auf einen deutlichen Richtungswechsel schließen.

„Ich gehe davon aus, dass wir die Leitzinsen in der nächsten Zeit weiter schrittweise senken werden, auch in der ersten Hälfte des Jahres 2025“, erklärte Knot in einem Interview mit dem niederländischen Fernsehsender Nieuwsuur.

Damit weicht die EZB von ihrem bisherigen Kurs ab, nachdem sie zuletzt die Zinsen angehoben hatte, um der Inflation entgegenzuwirken. Doch nun scheint sich der Fokus langsam zu verschieben – weg von Inflationsbekämpfung hin zu einer sanften Anpassung an die wirtschaftliche Realität Europas.

Zinsniveau bleibt moderat – kein Weg zurück zur Nullzins-Ära

Knot machte jedoch deutlich, dass die Zinssätze nicht auf das extrem niedrige Niveau zurückfallen werden, das vor der Pandemie herrschte. "Sie werden sich wahrscheinlich auf einem etwas natürlicheren Niveau einpendeln. Ich weiß nicht genau, wo, aber irgendwo mit einer 2 beginnend", sagte Knot.

Damit gibt er einen ersten Hinweis auf das langfristige Ziel der EZB: ein moderates, aber stabiles Zinsniveau, das die Wirtschaft unterstützt, ohne eine Überhitzung zu riskieren.

Mit einer 2 beginnend: Die EZB-Zinsen werden sich laut Knot auf einem moderaten Niveau einpendeln.

Derzeit liegt der Bankeinlagensatz der EZB bei 3,50 Prozent. Eine schrittweise Reduzierung auf ein „natürlicheres“ Niveau dürfte also bedeuten, dass die Zinsen in den kommenden Monaten in kleinen Schritten gesenkt werden, bis sie sich um die Marke von 2 Prozent einpendeln.

Hintergründe der Zinswende

Die Zinssenkungen kommen nicht überraschend, wenn man die makroökonomischen Entwicklungen in der Eurozone betrachtet. Die Inflation hat in den vergangenen Monaten deutlich nachgelassen, während das Wirtschaftswachstum ins Stocken geraten ist. Gerade in Ländern wie Deutschland und Italien zeigt sich eine zunehmende Konjunkturabkühlung.


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Eine Fortsetzung der strikten Zinspolitik könnte die schwächelnde Wirtschaft weiter belasten – ein Risiko, das die EZB offenbar nicht mehr eingehen will.

Die Äußerungen von Knot sind daher auch als Signal an die Märkte zu verstehen: Die EZB ist bereit, auf die schwache Konjunktur zu reagieren und ihre Zinspolitik anzupassen. Für Unternehmen, die mit hohen Finanzierungskosten kämpfen, könnten die Zinssenkungen eine willkommene Entlastung bringen. Auch der Immobilienmarkt, der in vielen Ländern unter den hohen Zinsen leidet, dürfte von einer Lockerung profitieren.

Zweischneidiges Schwert: Zwischen Inflation und Wachstum

Doch der Kurswechsel birgt auch Risiken. Zinssenkungen könnten die Inflation wieder anheizen, insbesondere wenn die Öl- und Energiepreise erneut steigen. Knot betonte jedoch, dass die EZB ihre Zinssenkungen schrittweise vornehmen wird, um genau diesen Effekt zu vermeiden.

„Wir werden nicht zurückkehren zu den extrem niedrigen Zinsen von vor der Pandemie. Das wäre weder realistisch noch angemessen“, so Knot.

Trotz der Erleichterung, die eine Zinssenkung mit sich bringt, bleibt die Herausforderung für die EZB bestehen: Die Balance zwischen der Förderung des Wirtschaftswachstums und der Eindämmung von Inflationsrisiken zu halten. Das kommende Jahr wird zeigen, wie gut die Zentralbank diesen Spagat meistert.

Zinswende mit Risiko: Die Herausforderung bleibt, das fragile Gleichgewicht zwischen Wachstum und Inflation zu halten.

Wie reagieren die Märkte?

Die Finanzmärkte haben die Äußerungen von Knot genau registriert, auch wenn die große Reaktion bislang ausgeblieben ist. Analysten erwarten jedoch, dass sich der Euro schwächen könnte, sollten die Zinssenkungen schneller und deutlicher kommen als derzeit erwartet. Auf der anderen Seite könnten europäische Aktienmärkte von den sinkenden Zinsen profitieren, da geringere Finanzierungskosten die Investitionsbereitschaft der Unternehmen fördern.