02. Oktober, 2024

Wirtschaft

EZB: Zinsentscheidung scheint unausweichlich

EZB: Zinsentscheidung scheint unausweichlich

Europäische Zentralbank (EZB)-Vertreter, die vor drei Wochen eine Zinssenkung noch für unwahrscheinlich hielten, bereiten sich nun beinahe sicher auf eine solche Maßnahme bei der bevorstehenden Sitzung am 17. Oktober vor. Die jüngsten Daten, einschließlich einer unter 2% liegenden Inflationsrate – dem ersten Mal seit über drei Jahren – sowie trübe Geschäftsumfragen, haben die Notwendigkeit einer Zinssenkung verdeutlicht.

Angesichts der Entwicklungen preisen Investoren eine 90-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung ein. Auch Ökonomen, die ursprünglich erst im Dezember eine Reduktion erwarteten, haben ihre Prognosen angepasst. Zu den jüngsten Konvertiten zählen Analysten von Morgan Stanley und Barclays, die ihre Vorhersagen Anfang dieser Woche änderten.

"Wir werden uns bei unserem nächsten Treffen beraten und dann entscheiden. Bis dahin erhalten wir weitere Informationen, aber die jüngsten Daten deuten klar in Richtung einer Senkung", erklärte der lettische Zentralbankchef Martin Kazaks in Riga gegenüber Bloomberg. Die Risiken für die Wirtschaft haben zugenommen, und auch die Persistenz der Binneninflation, insbesondere im Dienstleistungssektor, sowie das schwache Wachstum haben an Brisanz gewonnen.

Diese neue Besinnung ist bemerkenswert, da die EZB bisher eine umfassendere Beweislage für ihre letzten Zinsentscheidungen seit Juni verlangte. Baldiges Handeln scheint nun wahrscheinlicher, obgleich das aktuelle Szenario lediglich einen Verbraucherpreisbericht und einige Stimmungsindikatoren umfasst.

Bloomberg-Ökonom Jamie Rush spricht von einer sicheren Zinssenkung im Oktober und sieht ein weiteres Potenzial für eine Reduzierung im Dezember sowie fortlaufende Erleichterungen im nächsten Jahr.

Auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde erkannte kürzlich die zunehmende Dynamik für eine erneute Maßnahme an und zeigte sich optimistisch, dass sich die Inflationsentwicklung rechtzeitig dem Zielwert annähern werde. Am 12. September hielten Beamte eine Zinssenkung für ein kontingentes Szenario, doch die schwachen Wirtschaftsdaten der vergangenen Woche brachten eine zügige Senkung in den Fokus.

Besonders aufschlussreich sind die Meinungen führender Ökonomen bei Morgan Stanley, die eine deutliche Schwäche der Eurozonenwirtschaft erkennen und entsprechende Schritte der EZB erwarten.

Ein Kraftakt bleibt sicher, ob alle Entscheidungsträger an einem Strang ziehen werden. Vertreter wie Bundesbankpräsident Joachim Nagel und andere EZB-Mitglieder aus den Niederlanden und Österreich hielten sich jüngst bedeckt. Selbst wenn Widersprüche erwartet werden, dürfte die schlagkräftige Evidenz der wirtschaftlichen Berichte der vergangenen Tage schwer zu ignorieren sein.

Zusammengefasst bleibt abzuwarten, ob die Wirtschaftslage und die derzeitige Inflation die Waagschale endgültig in Richtung einer Zinsreduktion kippen lassen werden.