Die Europäische Zentralbank könnte weiter an den Zinssätzen schrauben, um ihren Inflationszielwert von 2% zu erreichen. Laut EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel ist ein Absenken der Kreditkosten durchaus möglich, jedoch ist Vorsicht geboten. In einem Interview auf dem YouTube-Kanal von Finanztip betonte Schnabel, dass aktuell keine signifikanten Risiken einer Zielverfehlung entgegenstünden. Angesichts der kontinuierlichen Zinssenkungen der letzten Monate rücke jedoch der Punkt näher, an dem ein präziseres Abwägen erforderlich ist.
Die jüngsten Signale der EZB deuten auf eine weitere Zinssenkung um einen Viertelpunkt in Kürze hin. Dieses ist bereits die fünfte Anpassung im Jahr 2024. Angesichts einer Inflation, die voraussichtlich nachhaltig bei 2% angesiedelt sein wird, rückt die angeschlagene Wirtschaft stärker in den Fokus der Verantwortlichen. Experten rechnen mit einer Gesamtsenkung der Zinssätze um 100 Basispunkte bis 2025, wodurch der Einlagenzins auf 2% fallen könnte.
Die Unsicherheit über das Wachstum und die Inflation bleibt indes hoch, insbesondere durch die Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus. Schnabel äußerte die Wahrscheinlichkeit eines Handelskonflikts mit den USA, der schädliche Auswirkungen auf Wirtschaft und Preise in Europa haben könnte. Der Mangel an Informationen über Trumps Pläne verstärkt diese Ungewissheit, was sich hemmend auf Konsum und Investitionen auswirkt.
Trotz der gestiegenen Unsicherheiten zeigt sich die EZB zuversichtlich bezüglich der Erreichung ihres Inflationsziels in diesem Jahr. Schnabel räumte ein, dass die Reaktion auf die extrem hohe Inflation der letzten Jahre verzögert ausfiel. Blickt man auf Deutschland, identifiziert Schnabel drei wesentliche Herausforderungen: die Überwindung der strukturellen Krise, die Bewältigung der ökologischen Transformation und den Fachkräftemangel.