Die Europäische Zentralbank (EZB) hat eine weitere Zinssenkung beschlossen, um die Konjunktur im Euroraum zu stützen. Der Einlagenzinssatz wurde um 0,25 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent gesenkt. Diese fünfte Reduzierung seit Sommer 2024 soll zur Stärkung der Wirtschaft beitragen, da Volkswirte prognostizieren, dass der Einlagenzins bis Sommer 2025 auf 2,0 Prozent sinken könnte.
Die Herausforderungen, denen die EZB gegenübersteht, sind nicht zu unterschätzen. Handelskonflikte mit den USA drohen die ohnehin schwächelnde Wirtschaft zusätzlich zu belasten. Gleichzeitig mahnen Experten, dass mögliche Zölle aus den USA die Inflation anheizen könnten. EZB-Präsidentin Christine Lagarde äußerte sich jedoch zuversichtlich über den Rückgang der Inflation und sieht keine Diskussion über das Ende der Zinssenkungen als notwendig an.
Sparer spüren bereits die Auswirkungen der Zinssenkung, da Banken ihre Konditionen für Fest- und Tagesgeld weiter gesenkt haben. Die Zinsen für zweijährige Festgelder liegen nun bei durchschnittlich 2,24 Prozent, was den tiefsten Stand seit zwei Jahren markiert. Auch die Tagesgeldzinsen sind auf durchschnittlich 1,56 Prozent gefallen. Gleichzeitig profitieren Kreditnehmer von günstigeren Bedingungen, insbesondere im Bausektor.
Ökonomen hatten die weitere Lockerung der Geldpolitik bereits erwartet, da die Teuerungsdynamik nachlässt und die wirtschaftlichen Aussichten gedämpft sind. Trotz der Zinssenkungen und eines prognostizierten Wachstums von 1,1 Prozent für 2025 blieben die strukturellen Probleme ungelöst, warnte Ulrich Reuter, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands. Der Handelskonflikt mit den USA könnte die Eurozone weiter in die Bredouille bringen, insbesondere Deutschland als exportorientierte Volkswirtschaft.
Inflationsbedingt stiegen die Verbraucherpreise im Dezember beachtlich, doch Lagarde bleibt zuversichtlich, dass das 2,0-Prozent-Inflationsziel im Jahresverlauf wieder erreicht wird. Auch wenn die US-Notenbank Fed ihren Leitzins unverändert ließ, erwartet der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater, weitere Zinsschritte von der EZB.
Die EZB sieht sich weiterhin mit einer verhaltenen Inflationsentwicklung konfrontiert, obwohl diese von ihrem Höchststand im Jahr 2022 deutlich zurückgegangen ist. Wegen der Inflationsentwicklung setzte die EZB auf Zinserhöhungen, um die Preissteigerung zu bremsen. Mit der aktuellen Entscheidung setzt sie den Kurs der Lockerung fort, um der Wirtschaft neue Impulse zu geben.