27. November, 2024

Wirtschaft

EZB-Strategie: Langsame Zinssenkungen statt konjunkturelle Anreize

EZB-Strategie: Langsame Zinssenkungen statt konjunkturelle Anreize

Die derzeitigen Zinspolitik-Debatten der Europäischen Zentralbank (EZB) könnten an Spannung kaum übertroffen werden. Isabel Schnabel, Mitglied des EZB-Direktoriums, befürwortet gegenüber Bloomberg eine behutsame Senkung der Zinssätze. Ihrer Meinung nach wäre es verfehlt, die Zinsen auf ein Niveau zu senken, das wirtschaftliches Wachstum stimuliert, denn dies würde die tiefgreifenden strukturellen Probleme der Wirtschaft nicht lösen.

Analysten erwarten von der EZB bei jeder ihrer künftigen Sitzungen bis mindestens Juni kommenden Jahres Zinssenkungen. Der Einlagenzins, derzeit 3,25%, soll bis Ende 2025 auf 1,75% fallen. Viele Ökonomen glauben, dass dies ausreichend niedrig sei, um das Wachstum anzukurbeln.

Schnabel hingegen setzt diesem Optimismus Grenzen. Sie warnt davor, durch monetäre Anreize wertvollen Spielraum zu verschwenden, der bei wirtschaftlichen Schocks für schnelles Handeln der Zentralbank benötigt würde. Stattdessen erachtet sie es als klug, die Zinsen in Richtung eines neutralen Niveaus zu bewegen.

Während einige Stimmen innerhalb der EZB aufgrund rasanter sinkender Inflationsraten schnellere Zinssenkungen empfehlen, widerspricht Schnabel diesen Ansichten. Sie betont, dass das Inflationsrisiko derzeit ausgewogener sei und sie keinen signifikanten Unterschreitungsrisiko sehe, das ein Eingreifen erfordere.

Auch wenn Schnabel keine Rezession in der Eurozone vorhersieht, gibt es erste Anzeichen für eine konsumgetriebene Erholung, was der EZB-Narration einer moderaten Erholung in die Karten spielt.