Die Europäische Zentralbank hat erneut die Zinsschere angesetzt und die Leitzinsen ein weiteres Mal in diesem Jahr gesenkt, während sie weitere Lockerungen in Aussicht stellt. Die Inflationswerte rücken näher an das Ziel heran, aber die wirtschaftliche Gesamtverfassung bleibt fragil.
Nach der Ankündigung verzeichnete der Euro einen leichten Rückgang von 0,2 % auf 1,047 Dollar, nachdem er zuvor um 1,049 Dollar gehandelt worden war. Der STOXX 600-Index blieb dagegen stabil, nachdem er zuvor mit einem Minus von 0,16 % gehandelt wurde.
Deutsche Staatsanleihen, die als Benchmark der Eurozone gelten, registrierten einen leichten Anstieg um nur einen Basispunkt auf 2,14 %. Hierbei ist zu beachten, dass Anleiherenditen sich generell entgegengesetzt zu den Preisen bewegen.
Sylvain Broyer von S&P Global Ratings hob hervor, dass das Vertrauen in der Eurozone nach wie vor überraschend depressiv sei. Dies, obwohl das Wachstum zurückgekehrt ist und die Beschäftigungszahlen ein Rekordhoch erreicht haben. Broyer sieht die Verantwortung bei der EZB, das Tempo der Zinssenkungen zu erhöhen, um eine Stabilisierung zu unterstützen.
Arne Petimezas von der AFS Group wies darauf hin, dass die erwartete Senkung um 25 Basispunkte in die aktuelle politische Kommunikation passte. Allerdings bleibt die Enttäuschung über das Fehlen neuer zukunftsgerichteter Leitlinien bestehen, die einen sanfteren Übergang ermöglicht hätten.
Dean Turner von UBS Global Wealth Management deutete an, dass die EZB wahrscheinlich ihre Zinsen bis Juni bei jeder Sitzung weiterhin senken werde, um die Inflation und das Wachstum auszugleichen. Laut Turner sind künftige weitere Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft bis 2025 nicht auszuschließen.
Marchel Alexandrovich von Saltmarsh Economics betonte, dass der aktuelle Schritt zeigt, die Zinsen weiter in Richtung des unteren Endes der neutralen Spanne zu bewegen. Dies spiegelt die jüngsten Prognosen wider, die eine Kerninflation von 1,9 % bis 2027 vorsehen.
Michael Brown von Pepperstone beobachtete, dass die politische Erklärung zur Zinssenkung im Wesentlichen eine Kopie der Aussagen von Oktober darstellt. Er warnte jedoch, dass aktuelle politische Entwicklungen in Frankreich und Deutschland sowie mögliche Handelszölle der neuen US-Regierung die Voraussagen schnell überholen könnten.