Die Europäische Zentralbank (EZB) steht vor einer bemerkenswerten Wende in ihrer Zinspolitik. Eine substantielle Mehrheit der von Reuters befragten Volkswirte geht davon aus, dass die EZB ihren Einlagensatz am 17. Oktober um 25 Basispunkte senken wird, gefolgt von einem weiteren Schnitt im Dezember. Damit reagiert die Zentralbank auf die rückläufige Inflation im Euroraum, die im September unter die Marke von 2% gefallen ist.
Ein Großteil der Ökonomen hat seine Prognosen angepasst, nachdem Signale aus dem EZB-Rat, einschließlich von Präsidentin Christine Lagarde, auf eine bevorstehende Zinssenkung hinwiesen. Lagarde äußerte sich zuversichtlich, dass die Inflation bald das Zielniveau erreichen wird. Analysten sehen eine Abwärtsbewegung des Einlagensatzes auf 3,25% in der kommenden Woche als wahrscheinlich an, gefolgt von einem weiteren Schritt auf 3,0% im Dezember.
Ökonomen prognostizieren nun insgesamt vier Zinssenkungen in diesem Jahr – eine mehr als ursprünglich angenommen. Der Rückgang des Zinsniveaus zielt darauf ab, den anhaltenden Wachstumsschwächen und den Inflationsrisiken entgegenzuwirken. Zwar bleiben die zugrunde liegenden Preiserhöhungen hoch, doch wird ein langsamer Rückgang der Kerninflation erwartet.
Neben dieser geldpolitischen Kehrtwende lautet die Einschätzung, dass das Wirtschaftswachstum im Euroraum trotz gegenläufiger Indikatoren ein moderates Tempo beibehalten wird. Deutschland jedoch, die stärkste Wirtschaft der Region, zeigt insgesamt schwächere Wachstumsraten.