Die Europäische Zentralbank (EZB) schreitet auf ihrem Pfad stabiler Preise rasch voran und hat die Leitzinsen seit Juni spürbar gesenkt. Trotz der anhaltenden Herausforderungen durch die Inflation erwartet die Mehrzahl der Volkswirte, dass die Notenbank bei ihrer bevorstehenden Sitzung erneut eine Zinssenkung ankündigen wird - es wäre bereits die vierte im Jahr 2024.
Im Juni vollzog die EZB die Wende in ihrer Zinsstrategie, als sie nach einer neunmonatigen Phase auf Rekordniveau den Einlagenzins als Reaktion auf eine verlangsamte Inflationsrate um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent senkte. Dieser Zins beeinflusst maßgeblich die Bankkonditionen für Tages- und Festgelder. Ebenso sank der sogenannte Hauptrefinanzierungssatz, was Unternehmen und Privatkunden zugutekam, da Kredite damit günstiger wurden. Diese Entwicklung setzt sich bis in den Dezember hinein fort, wodurch etwa Immobilienkredite für eine zehnjährige Laufzeit inzwischen deutlich günstiger sind als noch im Vorjahr.
Entgegen dem positiven Trend bei sinkenden Zinsen stehen jedoch niedrigere Renditen auf Sparguthaben im Raum. Die Vergütung für Tagesgeldkonten fiel auf den niedrigsten Stand des Jahres, auch bei Festgeldanlagen hält der Abwärtstrend an. Dies zeigt sich in den Analysen von Verivox, die verdeutlichen, dass unter anderem Tagesgeld bei vielen Instituten kaum noch Rendite abwirft.
Im Hintergrund spitzt sich die geopolitische Lage zu. Der designierte US-Präsident Donald Trump droht mit Handelskonflikten innerhalb der Europäischen Union und mit China. Ökonomen, darunter Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer, warnen vor den globalen Folgen solch wirtschaftlicher Spannungen. In Deutschland äußerte sich Bundesbank-Präsident Joachim Nagel besorgt über einen potenziellen Rückgang der Wirtschaftsleistung durch die Eskalation von Handelsstreitigkeiten.
Während Kredite erschwinglicher werden und Investitionen ankurbeln, sind Sparer mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Die Finanzstrategien der EZB und ihre Auswirkungen auf Banken erfordern in Zeiten von wirtschaftlichen und geopolitischen Spannungen eine genaue Beobachtung der Marktentwicklungen.