Der Chef der belgischen Notenbank, Pierre Wunsch, warnt davor, dass die Europäische Zentralbank (EZB) eine weitere Leitzinserhöhung nicht ausschließen würde. Obwohl die Märkte derzeit keine weiteren Zinserhöhungen erwarten und sogar auf eine mögliche Zinssenkung im April nächsten Jahres spekulieren, sieht Wunsch dies kritisch. In einem Interview mit der Finanznachrichtenagentur Bloomberg erklärte er, dass es ein Problem sei, wenn alle davon ausgehen würden, dass die Zinsen sinken würden. Dies könnte zu sinkenden Renditen an den Kapitalmärkten führen und zu einer weniger restriktiven Geldpolitik. Wunsch ist unsicher, ob dies dann noch restriktiv genug wäre und warnt davor, dass eine Korrektur der Geldpolitik notwendig werden könnte.
Als Mitglied des Rats der EZB hat Wunsch Einfluss auf die geldpolitischen Entscheidungen. Er gilt als geldpolitischer Falke, der sich grundsätzlich für eine straffe Geldpolitik ausspricht. Anfang November hat die EZB den derzeit wichtigen Einlagesatz auf 4,0 Prozent belassen und damit eine Zinspause im aktuellen Erhöhungszyklus eingelegt. Wunsch erwartet aufgrund der jüngsten positiven Überraschungen bei der Inflation in den kommenden Sitzungen im Dezember und Januar keine weiteren Zinserhöhungen. Im Oktober ist die Inflationsrate in der Eurozone auf 2,9 Prozent gefallen - der niedrigste Stand seit über zwei Jahren.
Die Befürchtungen von Wunsch könnten Auswirkungen auf die Anlegerstimmung haben und sollten daher ernst genommen werden. Ob die EZB tatsächlich weitere Zinserhöhungen in Betracht ziehen wird, bleibt abzuwarten. Eine restriktivere Geldpolitik könnte jedoch Auswirkungen auf verschiedene Aktien haben. Folgende Aktiennamen wurden im Originaltext genannt:
- Europäische Zentralbank
- Bloomberg