18. Oktober, 2024

Märkte

EZB im Fokus: Was die jüngsten Zinsentscheidungen für den Euro bedeuten

EZB im Fokus: Was die jüngsten Zinsentscheidungen für den Euro bedeuten

An den Finanzmärkten in der Eurozone herrscht derzeit Aufregung, denn Händler setzen verstärkt auf baldige Zinsanpassungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Zentralbank hat ihre Absicht signalisiert, die Wirtschaft durch eine schnellere Zinssenkungsrunde zu unterstützen, was sie erstmals seit 13 Jahren zu aufeinanderfolgenden Leitzinssenkungen veranlasst hat. Aufgrund einer sich verschlechternden wirtschaftlichen Prognose und nachlassender Inflationsgefahr senkte die EZB den Einlagenzins um 25 Basispunkte auf 3,25% – ein weiteres Kapitel in der Serie der Zinssenkungen nach der letzten Anpassung im September.

Die Entscheidung der Politikergilde ist jedoch nicht unumstößlich, da sie weiterhin keine finale Zinsbahn festlegen möchten und die restriktive Geldpolitik solange aufrechterhalten wollen, bis inflationäre Gefahren gebannt sind. Dennoch sorgte die Zurückhaltung von EZB-Chefin Christine Lagarde gegenüber Markterwartungen dafür, dass Händler ihre Wetten auf Zinssenkungen ausbauten, was den Euro drückte.

EZB-Gouverneure bereiten sich bereits auf mögliche weitere Maßnahmen vor, sollten sich die Wirtschaftsindikatoren bis Dezember nicht signifikant bessern. Händler spekulieren aktuell auf eine weitere Senkung von etwa 29 Basispunkten beim Dezember-Treffen, nachdem zuvor 25 Basispunkte fest erwartet wurden. Diese Erwartung lässt Raum für die Möglichkeit einer Senkung um 50 Basispunkte.

Bedingt durch die politischen Wirtschaftsspekulationen, gab die Rendite der zweijährigen deutschen Anleihe nach und die europäischen Aktienmärkte verzeichneten Kursgewinne. Der Euro fiel hingegen auf seinen niedrigsten Stand seit Anfang August.

Inmitten dieser Entwicklungen sehen Händler für die EZB bis Ende 2025 etwa 160 Basispunkte an Zinssenkungen voraus, was im Vergleich zu 145 Basispunkten der US-Notenbank und über 135 Basispunkten der Bank von England steht. Eurozonenanleihen profitierten erneut von der Aussicht auf anhaltende Zinssenkungen, legten jedoch im Vergleich zu US-Staatsanleihen teilweise weniger zu.

Die geopolitische Unsicherheit in Verbindung mit den bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen trägt zusätzliche Risiken für den Euro bei. Donald Trumps angekündigte Zölle könnten die Euro-Wirtschaft belasten, was möglicherweise die EZB zur weiteren Lockerung zwingt. JPMorgan prognostiziert den Euro in einer Schwankungsbreite von 1,07 bis 1,11 Dollar, wobei höhere Zölle zu einem Rückgang führen könnten.

Dieses komplexe Zusammenspiel aus EU-Marktbewegungen, den politischen Entwicklungen in den USA sowie einem unerwartet robusten US-Einzelhandelsabsatz verstärkt die Herausforderungen für den Euro. Ohne klare Wachstumsimpulse aus der Eurozone bleibt der Dollar ein treibender Faktor auf globaler Ebene, was Risiken für die EZB-Politik und den Euro birgt.