Die europäische Bankenlandschaft sieht sich einem dringlichen Appell der EZB-Bankenaufsicht gegenüber: Anstatt sich auf den jüngsten Profitsteigerungen auszuruhen, sollten die Finanzhäuser diese einmalige Gelegenheit nutzen, um ihre Resilienz gegenüber zukünftigen Herausforderungen zu stärken. Claudia Buch, die Leiterin der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), betont in einem kürzlich veröffentlichten Interview mit führenden europäischen Wirtschaftszeitungen die Notwendigkeit, in strategische Bereiche wie die Cyber-Resilienz zu investieren. Trotz positiver Ergebnisse bei aktuellen Stresstests zeigt sich Verbesserungspotenzial, insbesondere angesichts der hohen Kosten, die mit der Stärkung der Cyber-Sicherheit einhergehen.
Gleichzeitig steht eine kritische Entscheidung im Raum: Banken müssen ausbalancieren, wie sie die Erwartungen ihrer Aktionäre nach kurzfristigen Dividendenausschüttungen mit der dringenden Notwendigkeit, ihre strukturelle Robustheit auszubauen, in Einklang bringen. Ein nachhaltiges Wachstum erfordert klare Prioritäten und mutige Investitionen in die eigene Widerstandsfähigkeit.
In Bezug auf etwaige Übernahmen, wie die mögliche Akquisition der Commerzbank durch die italienische Unicredit, bezieht sich Buch nicht auf Einzelheiten, bietet jedoch eine beruhigende Perspektive: In Krisensituationen haben ausländische Banken häufig stabilere Kreditvergabepraktiken, da sie ihre Risiken breiter streuen können. Diese Aussage soll Bedenken der deutschen Unternehmer abmildern, die befürchten, eine ausländische Muttergesellschaft könnte die Kreditpolitik gegenüber dem deutschen Mittelstand beeinträchtigen.
Die vor zehn Jahren ins Leben gerufene EZB-Bankenaufsicht überwacht mittlerweile 113 Banken direkt, die den Großteil des Marktes im Euroraum abdecken. Mit einem strengeren Regelwerk zielt sie darauf ab, die Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten und langfristig Vertrauen in die größten Geldhäuser Europas zu schaffen.