15. Januar, 2025

Wirtschaft

EZB bereitet weitere Zinssenkungen vor: Spannungen unter den Währungshütern steigen

EZB bereitet weitere Zinssenkungen vor: Spannungen unter den Währungshütern steigen

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird voraussichtlich am Donnerstag erneut die Zinsen senken, ein Schritt, der angesichts der weiterhin bestehenden Inflationsrisiken bei einer schwächelnden Eurozonen-Wirtschaft aufmerksam verfolgt wird. Im Juni hatte die EZB den Einlagenzins bereits auf 3,75 % gesenkt, und zahlreiche Entscheidungsträger haben eine weitere Senkung unterstützt, was auf intensive Diskussionen über das Tempo künftiger Zinssenkungen schließen lässt.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde wird wahrscheinlich an dem Grundsatz festhalten, Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung und basierend auf den vorliegenden Daten zu treffen. Zugleich könnte sie aber signalisieren, dass auch die Oktober-Sitzung offen für weitere Maßnahmen bleibt. Konservative Stimmen innerhalb der EZB plädieren jedoch für eine langsamere Lockerung, da die Inflation in der 20 Länder umfassenden Eurozone weiterhin über dem 2%-Ziel liegt.

Ökonomen wie Antonio Villarroya von Santander betonen, dass der Fokus auf möglichen Signalen für den weiteren Zinspfad liegen werde, insbesondere auf der Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte im Oktober. Befürworter einer lockereren Geldpolitik, hauptsächlich aus dem Süden des Währungsraums, verweisen auf steigende Rezessionsrisiken und eine Inflationsrate, die mit 2,2% nah am Ziel liegt, wodurch die aktuellen Zinsen das Wachstum stärker bremsen könnten als nötig.

Inflationsbesorgte Entscheidungsträger argumentieren hingegen, dass der Arbeitsmarkt zu angespannt sei und fundamentale Preisdruckfaktoren, etwa die Kosten für Dienstleistungen, das Risiko einer wiederkehrenden Inflation erhöhen.

Neue Konjunkturprognosen werden die Diskussionen voraussichtlich nicht klären. Die Quartalsprojektionen der EZB-Analysten dürften ein leicht niedrigeres Wachstum für dieses Jahr zeigen und eine Inflation, die sich auf dem gleichen Pfad wie im Juni bewegt und bis zur zweiten Jahreshälfte 2024 nachhaltig auf 2 % zurückkehren soll.

Investoren sind auch gespalten, wobei eine weitere Zinssenkung bis Dezember als sicher gilt, aber die Wahrscheinlichkeit eines Zwischenschritts im Oktober zwischen 40 % und 50 % schwankt. Lagardes zentrale Aufgabe wird es sein, alle Optionen offenzuhalten, ohne Erwartungen für Oktober zu schüren.

Die EZB wird voraussichtlich den Einlagenzins um 25 Basispunkte auf 3,5 % senken, während der Refinanzierungssatz aufgrund einer lang angekündigten technischen Anpassung um 60 Basispunkte fallen soll. Diese Anpassung, die die Zinsdifferenz zwischen Einlagen- und Refinanzierungszinsen von 50 Basispunkten auf 15 Basispunkte verringert, soll langfristig die Kreditvergabe zwischen Banken wiederbeleben.

Während Banken derzeit auf einem Liquiditätsüberschuss von 3 Billionen Euro sitzen und diesen bei der EZB über Nacht parken, könnte diese Liquidität im Laufe der Zeit schwinden, sodass Banken wieder von der EZB zu Refinanzierungszwecken leihen müssten, was traditionell den Leitzins der Zentralbank wiederspiegelt.