Die Europäische Zentralbank (EZB) wird voraussichtlich bis Mitte 2025 ihrem Inflationsziel von 2 % nahekommen, was eine Zinssenkung auf wirtschaftlich förderlichere Niveaus ermöglichen könnte, so Joachim Nagel, Mitglied des EZB-Rats. Der Präsident der Deutschen Bundesbank zeigte sich in einem Interview zuversichtlich, dass das Ziel in naher Zukunft erreicht werden könnte.
Nagel, der am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos sprach, betonte jedoch, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht gewonnen sei. Trotz anhaltend hoher Dienstleistungspreise könnten moderate Lohnzuwächse dazu beitragen, die Inflation in den kommenden Monaten zu zähmen.
Es wird erwartet, dass die EZB ihren Leitzins nächste Woche von 3 % auf 2,75 % senken wird, nach vier Senkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte im Jahr 2024. Derzeit kämpfen Wirtschaft und Inflationsraten mit einem ungleichen Wachstum, wobei sich die Inflation jedoch dem 2 %-Ziel nähern könnte.
Nagel äußerte, dass am 30. Januar eine Zinssenkung mit gewisser Wahrscheinlichkeit erfolgen könnte, warnte jedoch, dass solche Entscheidungen stets ungewiss bleiben. Nach Januar sind weitere Schritte geplant, um die Zinsen auf ein wirtschaftlich förderliches Niveau zu bringen. Es herrschen jedoch unterschiedliche Ansichten darüber, wo dieses sogenannte neutrale Niveau liegt.
Francois Villeroy de Galhau aus Frankreich betonte, dass es einen „plausiblen Konsens“ gibt, wonach die EZB ihre Zinsen weiterhin in jeder Sitzung senken wird. Er geht davon aus, dass der Einlagenzins bis zum Sommer 2 % erreichen könnte, was seinen Kollegen Peter Kazimir aus der Slowakei in der Annahme weitere Senkungen erwartet.
Nagel zeigte sich optimistisch, die Inflation auf 2 % zurückführen zu können, wollte jedoch keine langfristigen Spekulationen über den Zinspfad abgeben. Jüngste Daten geben Anlass zur Zuversicht, dass das Inflationsziel erreicht werden kann. Die bisherige Taktik schrittweiser Entscheidungen habe sich bewährt und solle die nächsten sechs Monate beibehalten werden.