05. Oktober, 2024

Wirtschaft

EY im Visier: Allegationen um verpasste Betrugsentdeckung bei NMC Health

EY im Visier: Allegationen um verpasste Betrugsentdeckung bei NMC Health

Im Zentrum eines aufsehenerregenden Rechtsstreits steht das renommierte Prüfungsunternehmen EY, dem vorgeworfen wird, versäumt zu haben, über Jahre hinweg einen bedeutenden Betrugsfall beim inzwischen bankrotten Krankenhausbetreiber NMC Health aufzudecken. Ein Schadensersatzanspruch über 2,7 Milliarden US-Dollar wurde von den Verwaltern der NMC gegen EY erhoben, da die Prüfgesellschaft angeblich über einen Zeitraum von sieben Jahren keinen Zugang zu einem entscheidenden Finanzdokument, dem sogenannten Hauptbuch, erlangt habe.

Das Hauptbuch ist ein grundlegendes Instrument zur Nachverfolgung von Finanztransaktionen innerhalb eines Unternehmens und galt in diesem Kontext als essenziell, um die Betrugsvorwürfe rasch zu identifizieren. Dennoch erhielt NMC seit seiner Börsennotierung im Jahr 2012 bis zur Unterzeichnung der letzten Finanzberichte 2019 uneingeschränkte Prüfungsvermerke von EY, obwohl die Prüfungen ab 2015 auf eine „engmaschige Überwachung“ gesetzt worden waren.

EY bestreitet jegliche Fahrlässigkeit und beabsichtigt, die Klage energisch zu verteidigen. Dazu laufen separate Ermittlungen durch den britischen Rechnungslegungsausschuss über EYs Arbeit bei NMC. Der Fall NMC, der über 4 Milliarden Dollar Schulden verbergen konnte und damit zu einem der größten angeblichen Betrugsfälle bei einem in London gelisteten Unternehmen zählt, wirft seinen Schatten auf die Prüfverfahren der „Big Four“-Gesellschaften.

Der Prozess gegen EY soll zwischen April und Oktober des kommenden Jahres stattfinden, jedoch strebt EY eine Verschiebung auf das Jahr 2026 an. Der Ausgang der Verfahren wird sowohl in der Finanz- als auch in der Prüfungswelt mit Spannung erwartet, denn die Fragen zur Prüfungspraxis und dem Risikomanagement von EY bleiben weiterhin drängend.