14. April, 2025

Märkte

Exportwelle mit Gegenstrom? Trumps Zollpolitik setzt deutschem Außenhandel zu

Deutsche Ausfuhren legen im Februar leicht zu – vor allem in die USA. Doch ausgerechnet dort drohen ab April neue Strafzölle. Warum der Hoffnungsschimmer für die Exportwirtschaft schnell zum Bumerang werden könnte.

Exportwelle mit Gegenstrom? Trumps Zollpolitik setzt deutschem Außenhandel zu
Trotz Exportplus im Februar bleiben Deutschlands Außenhandelszahlen labil – besonders, weil China und Großbritannien kaum Wachstumsimpulse liefern.

Der deutsche Exportmotor hat im Februar kurz gezuckt – bevor er im nächsten Moment wieder stottern könnte. Denn während die Außenhandelszahlen überraschend ein kleines Plus verzeichneten, braut sich am Horizont ein politisch motivierter Sturm zusammen, der „Made in Germany“ empfindlich treffen könnte. Die USA, wichtigster Einzelabnehmer deutscher Waren, bereiten ein Zollpaket vor, das selbst die robustesten Lieferketten in die Knie zwingen könnte.

Exporte im Februar 2025: +1,8 % zum Januar 2025
Im Februar 2025 sind die deutschen Exporte gegenüber Januar 2025 kalender- und saisonbereinigt um 1,8 % und die Importe um 0,7 % gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anhand vorläufiger Ergebnisse weiter mitteilt, stiegen die Exporte im Vergleich zum Vorjahresmonat Februar 2024 um 0,1 % und die Importe um 4,6 %.

Hoffnungsschimmer in den Zahlen

Die offiziellen Zahlen aus Wiesbaden lassen kurz aufatmen: Mit Exporten im Wert von 131,6 Milliarden Euro lagen die deutschen Ausfuhren im Februar 1,8 Prozent über dem Januarwert. Im Jahresvergleich bleibt es bei einem Mini-Plus von 0,1 Prozent. Doch die eigentliche Botschaft liegt in der regionalen Verteilung.

Ausgerechnet die Vereinigten Staaten, sonst oft Konjunkturrisiko Nummer eins, haben kräftig zugelegt: Exporte im Wert von 14,2 Milliarden Euro bedeuten ein Plus von 8,5 Prozent zum Vormonat. Für den einen ist das ein Zeichen wirtschaftlicher Stärke – für den anderen schlicht ein Vorzieheffekt, bevor der große Knall kommt.

Trump droht mit 20 Prozent Zoll

Denn US-Präsident Donald Trump hat vergangene Woche die größte Zolloffensive seiner Amtszeit vorgestellt: Auf einer Liste mit 185 Ländern steht auch Deutschland – zusammen mit dem gesamten EU-Binnenmarkt.

Auf deutsche Produkte sollen künftig 20 Prozent Einfuhrzoll erhoben werden. Die Entscheidung trifft besonders Maschinenbauer, Autohersteller und Chemiekonzerne – kurzum: die Kernsegmente der deutschen Exportwirtschaft.

„Diese Zoll-Lawine wird nicht nur unsere Industrie treffen – sie bedroht die gesamte internationale Arbeitsteilung“, warnt BGA-Präsident Dirk Jandura.

Sein Verband rechnet mit Exportverlusten in Milliardenhöhe, sollte das Maßnahmenpaket umgesetzt werden.

USA bleiben wichtigster Abnehmer

Dabei ist das deutsch-amerikanische Handelsverhältnis alles andere als eine Randnotiz: Kein Land nimmt derzeit mehr deutsche Produkte ab als die Vereinigten Staaten.

Auch 2024 war Deutschland trotz geopolitischer Unsicherheiten ein verlässlicher Partner für die US-Wirtschaft – mit Exportgütern von Autos über Pharma bis hin zu Hochtechnologie.

Dass ausgerechnet diese Achse nun zur geopolitischen Verhandlungsmasse wird, sorgt nicht nur in Brüssel, sondern auch in deutschen Chefetagen für Nervosität.

Vorsichtiger Optimismus, aber nur kurzfristig

Ökonomen wie Alexander Krüger von Hauck Aufhäuser Lampe warnen vor einer zu positiven Lesart der Februardaten.

„Die Exportzahlen in die USA dürften vor allem von Vorzieheffekten geprägt sein“, sagt Krüger.

Sprich: Unternehmen liefern jetzt aus, solange es noch zollfrei geht. Die Aufträge für März und April hingegen könnten bereits rückläufig sein – in Erwartung der Zollerhöhung.

EU plant Gegenzölle – Trump gibt sich offen

Die EU-Handelsminister beraten an diesem Montag über eine gemeinsame Strategie. Brüssel will zunächst das Gespräch mit Washington suchen – eine Kurskorrektur ist laut Trump nicht ausgeschlossen. In einem TV-Interview sagte er: „Wenn sie reden wollen, bin ich bereit.“

Parallel werden jedoch bereits Szenarien für Gegenzölle durchgerechnet. In Brüssel ist man sich bewusst: Ein weiterer Handelskrieg wäre das Letzte, was Europas exportorientierte Wirtschaft jetzt gebrauchen kann – und dennoch möglicherweise unvermeidbar.

Deutschlands Achillesferse bleibt der Außenhandel

Die strukturelle Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft vom Exportgeschäft wird durch diese Entwicklung erneut sichtbar.

Während Länder wie Frankreich oder die USA über einen robusteren Binnenmarkt verfügen, hängt das deutsche Wachstum zu über 40 Prozent am Außenhandel. Gerade in Zeiten globaler Spannungen wird das zum Risiko – politisch, wirtschaftlich und langfristig auch gesellschaftlich.

Der Handelskonflikt mit den USA kommt damit zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Chinas Konjunktur lahmt, Lieferketten bleiben fragil, Energiepreise sind hoch – und nun droht auch noch der wichtigste Absatzmarkt jenseits des Atlantiks zum Spielball der Wahlkampfrhetorik zu werden.

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