Prag. Die festliche Vorfreude auf das Weihnachtsfest wurde in Prag jäh von einer unfassbaren Tragödie erschüttert: An der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität eröffnete ein bewaffneter Mann das Feuer und hinterließ eine blutige Spur des Grauens.
Insgesamt 14 Menschen verloren dabei ihr Leben, und mehr als 20 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Der Schütze selbst wurde tot aufgefunden, womit dieses tragische Ereignis wohl der schlimmste Schusswaffenangriff in der Geschichte der Tschechischen Republik seit ihrer Unabhängigkeit im Jahr 1993 ist.
Die Suche nach Antworten beginnt
Offizielle Informationen zu den Umständen des Todes des Schützen und einem möglichen Motiv stehen noch aus.
Den Rettungsdiensten zufolge könnte es sich bei dem Angreifer um einen Studenten der Hochschule handeln, der kurz zuvor seinen eigenen Vater ermordet haben soll und deswegen gesucht wurde. Ein verstörender Gedanke, dass dieser mutmaßliche Täter sich womöglich von Amokläufen im Ausland inspirieren ließ.
Besonders erschreckend wird die Dimension dieser Tragödie, wenn man eine Verbindung zu einem Doppelmord vor einer Woche herstellt, bei dem ein Vater und dessen Tochter scheinbar grundlos erschossen wurden. Die Ermittler prüfen die Hypothese, dass der nun identifizierte 24-jährige Schütze auch für diese vorherige Tat verantwortlich gewesen sein könnte.
Internationale Solidarität
Die Nachricht von diesem erschütternden Vorfall erreichte auch die politische Bühne. Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich tief bestürzt und schrieb auf dem Kurznachrichtendienst X:
„Unsere Gedanken sind bei den Familien und Freunden der Opfer, unser Mitgefühl gilt unseren tschechischen Freundinnen und Freunden.“
Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie zahlreiche andere internationale Spitzenpolitiker verurteilten die sinnlose Gewalt und drückten ihr Mitgefühl aus.
Chaotische Szenen und Heldentaten
Der tragische Vorfall löste einen Großeinsatz der Polizei aus. Fotos zeigen Feuerwehrfahrzeuge und Krankenwagen vor der Karls-Universität, während Sanitäter sich um die Verletzten kümmern.
Augenzeugen berichten von Studenten, die das Universitätsgebäude mit erhobenen Armen verlassen mussten. Einigen gelang es, sich in Hörsälen und Büros zu verbarrikadieren, während andere verzweifelt aus Fenstern kletterten, um sich vor dem Schützen zu verstecken.
Die Karls-Universität in Trauer
Die Karls-Universität, gegründet im Jahr 1348 und eine der ältesten europäischen Universitäten, steht nun unter Schock. Mit rund 49.500 Studentinnen und Studenten, davon 8.000 an der Philosophischen Fakultät, bildet sie das akademische Herz Prags.
In einer ersten Reaktion drückte der tschechische Präsident Petr Pavel den Angehörigen der Getöteten sein tief empfundenes Beileid aus und dankte den Bürgern für ihre kooperative Haltung während des Großeinsatzes.
Ein Tag der Staatstrauer
Für den 23. Dezember wurde in Tschechien ein Tag der Staatstrauer ausgerufen. Der Prager Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda äußerte sich schockiert und betonte, dass solche tragischen Ereignisse nicht zu verhindern seien.
Die internationale Gemeinschaft teilt die Trauer um die Opfer, während die Ermittlungen weiterhin Antworten auf die vielen offenen Fragen suchen. In diesen dunklen Stunden gilt es, den Zusammenhalt und die Solidarität zu bewahren.