Indische Wettbewerbshüter haben Amazon und Flipkart wegen unlauterer Wettbewerbspraktiken scharf kritisiert. Nach umfangreichen Untersuchungen stellt die Competition Commission of India (CCI) fest, dass die beiden E-Commerce-Riesen lokale Gesetze verletzten, indem sie ausgewählte Verkäufer bevorzugten, bestimmte Produktplatzierungen priorisierten und aggressiv Rabatte anboten. Diese Praktiken schädigten andere Marktteilnehmer erheblich, wie zwei Berichte der CCI enthüllen.
Der 1.027-seitige Bericht zu Amazon belastet die indischen Einheiten von Unternehmen wie Samsung, Xiaomi, Motorola, Realme und OnePlus. Diese Firmen sollen in "Kollusion" mit Amazon exklusive Handyverkäufe durchgeführt und damit gegen Wettbewerbsgesetze verstoßen haben. Ähnliches wird im Fall von Flipkart auf 1.696 Seiten detailliert beschrieben, wobei hier auch Samsung, Xiaomi, Motorola, Vivo, Lenovo und Realme beteiligt waren.
Die Inklusion von Branchengrößen wie Samsung und Xiaomi könnte deren rechtliche und Compliance-Probleme erheblich verschärfen. G.V. Siva Prasad, zusätzlicher Generaldirektor der CCI, betonte: „Exklusivität im Geschäft widerspricht nicht nur dem freien und fairen Wettbewerb, sondern auch den Interessen der Verbraucher.“
Die Vorwürfe kommen zu einem Zeitpunkt, in dem der indische E-Commerce-Markt rasant wächst. Laut Bain & Company soll der Markt bis 2028 ein Volumen von über 160 Milliarden US-Dollar erreichen. Dies stellt eine kritische Herausforderung für Amazon und Flipkart dar, deren Geschäftspraktiken bereits seit Langem von kleinen Einzelhändlern angeprangert werden.
Während Xiaomi zu den Vorwürfen keine Stellungnahme abgab, schwiegen auch die anderen Smartphone-Hersteller sowie Amazon und Flipkart zu den CCI-Ergebnissen. Beide Berichte verwiesen darauf, dass Amazon und Flipkart im Verlauf der Untersuchungen die Vorwürfe mutmaßlich verharmlosten. Dennoch sei das Muster der exklusiven Produktneueinführungen weit verbreitet.
Datum Intelligence beziffert den Online-Anteil am Handyverkauf in Indien 2022 auf 50%, wobei Flipkart 2023 einen Marktanteil von 55% und Amazon 35% hielt. Indianische Einzelhändler beklagen, dass exklusive Markteinführungen ihre Umsätze erheblich beeinträchtigt haben, da sie neue Modelle erst verspätet erhielten und Kunden online kauften.
Die CCI wird in den kommenden Wochen Einwände gegen ihre Feststellungen prüfen und möglicherweise empfindliche Geldstrafen verhängen sowie Änderungen der Geschäftspraktiken erzwingen. Dieses Vorgehen erfolgt vor dem Hintergrund wiederholter Beschwerden seitens der Confederation of All India Traders (CAIT), die rund 80 Millionen Mitglieder vertritt.