19. April, 2025

Quartalszahlen

Evotec rettet sich über die Ziellinie – mit Mühe

Der Biotechkonzern erfüllt seine abgesenkten Jahresziele trotz massivem Gewinneinbruch. Die Strategie für 2025 steht: wachsen, straffen, überleben.

Evotec rettet sich über die Ziellinie – mit Mühe
Seit Jahresbeginn verlor das Papier zeitweise über 30 % an Wert – Analysten zeigen sich skeptisch, ob die Trendwende gelingt.

Ein harter Schnitt für ein angeschlagenes Geschäftsmodell

Evotec hat geliefert – allerdings deutlich weniger als einst geplant. Die Biotechfirma aus Hamburg meldet für 2024 einen Umsatz von 797 Millionen Euro.

Das ist ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr, aber gleichzeitig auch ein Ergebnis, das nur deshalb als Erfolg gilt, weil die Erwartungen zuvor deutlich nach unten korrigiert wurden.

Quelle: Eulerpool

Noch düsterer sieht es beim operativen Gewinn aus: Das bereinigte Ebitda bricht um fast zwei Drittel auf 22,6 Millionen Euro ein. Ein herber Rückschlag – für ein Unternehmen, das lange als Vorzeigekandidat der deutschen Biotechnologie galt.

Die Mär vom Wachstumswunder – und das Erwachen

Evotec-Chef Christian Wojczewski versucht, den Scherbenhaufen in eine Zukunftsvision umzudeuten. Die „ambitionierte Neuausrichtung“ sei eine Investition in nachhaltiges Wachstum, sagt er.

Künftig wolle man profitabler arbeiten und jährlich um acht bis zwölf Prozent zulegen. Das Ziel bis 2028: eine operative Marge von über 20 Prozent – aktuell liegt sie bei nicht einmal drei.

Quelle: Eulerpool

Doch die Ausgangslage ist schwierig. Die Branche leidet unter hohen Entwicklungskosten, Regulierungsdruck und einer zunehmenden Zurückhaltung von Investoren. Evotec steht dabei exemplarisch für viele Biotechunternehmen, die sich in der Vergangenheit auf teures Wachstum verlassen haben – und jetzt zurückrudern müssen.

Kostensparen auf allen Ebenen

Der Plan für die Kehrtwende ist radikal: Personalabbau, Führungsumbau, Verkauf von Geschäftsteilen. Evotec hat bereits ein verkleinertes Führungsteam vorgestellt und arbeitet an der Auslagerung nicht-strategischer Einheiten. Das klingt nach klassischer Sanierung – und ist es auch. Nur wird das intern als „Neuausrichtung“ etikettiert.

Publication Annual Report 2023, US Report 20-F (tbc), Sustainability Report 2023 and Analyst Call - Evotec Website (English)

Dass dieser Sparkurs notwendig war, zeigt sich am Zahlenwerk. Ein Ebitda von 22,6 Millionen Euro auf knapp 800 Millionen Euro Umsatz bedeutet, dass die Profitabilität dramatisch eingebrochen ist.

Für 2025 rechnet der Vorstand immerhin mit einem leicht steigenden Ergebnis: 30 bis 50 Millionen Euro operativer Gewinn bei einem geplanten Umsatz von bis zu 880 Millionen Euro. Doch selbst das wäre noch weit von früheren Renditevorstellungen entfernt.

Vertrauen der Investoren bleibt fragil

An den Finanzmärkten kommt die Kommunikation durchwachsen an. Die Aktie zeigt sich volatil, Analysten bleiben vorsichtig. „Evotec muss nun liefern – nicht nur operative Zahlen, sondern auch Beweise für strukturelle Besserung“, sagt ein Fondsmanager, der das Unternehmen seit Jahren beobachtet.

Die Vergangenheit ist zu wechselhaft, um die neuen Wachstumsversprechen ohne Skepsis zu bewerten.

Immerhin: Das Unternehmen hat mit strategischen Partnern wie Bristol Myers Squibb, Bayer und dem US-Verteidigungsministerium gewichtige Anker im Rücken. Doch Vertrauen allein ist kein Geschäftsmodell. Evotec muss zeigen, dass es mit schlankerer Struktur und klarerer Ausrichtung wirklich besser wird – nicht nur kleiner.

Ein neuer Anlauf – mit niedrigeren Erwartungen

Die Biotechbranche bleibt ein riskantes Pflaster. Auch Evotec weiß das. Forschung ist teuer, Ergebnisse lassen sich nicht erzwingen, Investoren werden ungeduldiger. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit viel investiert – nicht immer mit nachhaltiger Wirkung. Nun steht ein Strategiewechsel an: weniger Wachstum um jeden Preis, mehr Fokus auf Effizienz und verlässliche Margen.

Ob der eingeschlagene Weg trägt, wird sich 2025 zeigen. Die Ziele sind gesetzt, die Erwartungen im Zaum. Für ein Unternehmen, das einst für disruptive Biotechnologie stand, klingt das nüchtern. Vielleicht ist genau das der Kurs, den Evotec jetzt braucht.