Der Hamburger Pharmawirkstoffforscher Evotec steht weiterhin vor großen Herausforderungen, da der erhoffte Aufschwung auf sich warten lässt. Im jüngsten Quartal ist der Umsatz des Unternehmens erneut gesunken, und die Kosten für den laufenden Umbau haben das Unternehmen weiter in die Tiefe der roten Zahlen getrieben. Trotz dieser Rückschläge hält das Management an den im Sommer gesenkten Jahreszielen fest. Der neue CEO, Christian Wojczewski, der seit Juli im Amt ist, plant, den Umbau des Konzerns zu beschleunigen. Analysten sind jedoch skeptisch, und die Aktie des Unternehmens verzeichnete Mitte der Woche an der Börse einen deutlichen Kursverlust.
Analysten, darunter Benjamin Jackson von Jefferies, merkten an, dass die Umsätze sowie das bereinigte operative Ergebnis unter den durchschnittlichen Erwartungen lagen. Charles Weston von RBC betonte, dass Evotec nun ein starkes viertes Quartal brauche, um selbst die gesenkten Prognosen zu erreichen. Die Aktie der Evotec bewegte sich im SDax in den Morgenstunden ans Ende des Indexes und verlor fast 15 Prozent, was die vorherige Kurserholung der letzten Handelstage wieder zunichtemachte. Insgesamt hat die Aktie des Unternehmens binnen des laufenden Jahres rund zwei Drittel ihres Wertes eingebüßt.
Die Resultate des Unternehmens wurden 2023 durch einen Cyberangriff und hohe Kosten beim Ausbau der Kapazitäten der US-Tochter Just Evotec-Biologics schwer belastet. Zusätzlich belastete ein schwieriges Branchenumfeld die Situation. Der Konzernumbau, der hohe Kosten in den ersten neun Monaten verursachte, wird unter Wojczewski entschlossen vorangetrieben. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) belief sich auf minus 6 Millionen Euro im Vergleich zum vorherigen Plus von 50,2 Millionen Euro. Der Verlust unter dem Strich stieg von 68 auf über 155 Millionen Euro an, während die Erlöse von Januar bis September im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent auf 575,7 Millionen Euro sanken.
Wojczewski zeigt sich jedoch optimistisch dank neuer und erweiterter Forschungspartnerschaften, etwa mit Unternehmen wie Sandoz, Bristol Myers Squibb und Novo Nordisk. Diese Partnerschaften sollen die Basis für ein beschleunigtes Umbauprogramm sein, das langfristiges Wachstum zum Ziel hat. Bereits in diesem Jahr wird ein erster positiver Ergebnisbeitrag erwartet. Teil des Umstrukturierungsprogramms ist die Verschlankung des Portfolios. Kürzlich wurde der Verkauf eines Produktionsstandortes in Halle bekannt gegeben, und der Rückzug aus dem Bereich der Gentherapien wird ebenfalls vollzogen. 400 Stellen sollen insgesamt abgebaut werden, wobei eine teilweise Kompensation durch Aufbau von Stellen bei der US-Tochter vorgesehen ist. Die vollständigen Auswirkungen auf den Personalbestand werden im vierten Quartal 2023 und bis zur ersten Hälfte 2025 sichtbar sein.