Ein Angebot, das Wellen schlägt
EVOTEC, der Hamburger Wirkstoffentwickler, steht im Rampenlicht. Die US-Biotechfirma Halozyme Therapeutics hat ein Übernahmeangebot unterbreitet: 11 Euro pro Aktie, was einer Gesamtbewertung von rund zwei Milliarden Euro entspricht.
Diese Nachricht sorgte nicht nur an den Börsen für Bewegung – die Aktien sprangen vorbörslich um 25 % in die Höhe –, sondern rief auch andere Interessenten auf den Plan.
Bereits Anfang der Woche hatte der Finanzinvestor Triton seinen Anteil an EVOTEC auf knapp 10 % aufgestockt, was Spekulationen über eigene Übernahmepläne befeuerte.
Neben Triton halten auch Novo Nordisk und der Staatsfonds von Abu Dhabi Anteile am Unternehmen, die möglicherweise eine Schlüsselrolle in einem potenziellen Übernahmekampf spielen könnten.
Warum ist EVOTEC so begehrt?
EVOTEC gilt als führender Innovator in der Wirkstoffforschung und entwickelt für namhafte Pharmaunternehmen neue Therapien. Besonders interessant scheint die Tochter Just-EVOTEC Biologics zu sein, die sich auf die Produktion biologischer Medikamente spezialisiert hat. Analysten sehen in dieser Sparte erhebliches Wachstumspotenzial. Laut Benjamin Jackson von Jefferies liegt hier der Fokus von Halozyme.
Doch EVOTEC ist nicht nur ein attraktiver Kandidat wegen seiner technologischen Expertise. Die Aktie des Unternehmens hat eine harte Talfahrt hinter sich – allein 2024 büßte sie fast 60 % ihres Werts ein.
Für Investoren wie Triton oder Halozyme ist dies eine Gelegenheit, das Unternehmen unter Wert zu kaufen und durch Restrukturierungen wieder profitabel zu machen.
Probleme und Herausforderungen
Trotz seines Potenzials steht EVOTEC vor großen Herausforderungen. Ein Hackerangriff im Frühjahr 2023 und die hohen Kosten für den Aufbau zweier Biologika-Anlagen belasten das Unternehmen. Hinzu kommt der überraschende Abgang von CEO Werner Lanthaler Anfang 2024.
Sein Nachfolger Christian Wojczewski muss nicht nur das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen, sondern auch strategische Probleme lösen, um das Unternehmen wieder auf Wachstumskurs zu bringen.
Das schwache Marktumfeld für Biotech-Firmen verschärft die Lage zusätzlich. In diesem Kontext erscheint das Übernahmeinteresse fast wie ein Lichtblick – allerdings mit der Gefahr, dass die Kontrolle über EVOTEC ins Ausland wandert.
Was bedeutet das für die Aktionäre?
Die Nachricht von einem möglichen Übernahmekampf ist für die leidgeprüften Aktionäre ein Hoffnungsschimmer. Nach den hohen Verlusten der letzten Jahre könnte eine Übernahme den Aktienkurs stabilisieren und sogar steigern. Doch es bleibt unklar, ob das aktuelle Angebot von Halozyme wirklich der finale Preis sein wird oder ob andere Bieter wie Triton nachlegen.
RBC-Analyst Charles Weston sieht erhebliches ungenutztes Potenzial bei EVOTEC. Dies könnte den Wettbewerb um das Unternehmen anheizen und zu höheren Geboten führen. Für Anleger, die auf einen Bieterkampf setzen, könnte sich Geduld auszahlen.
Ein Übernahmekampf mit Signalwirkung
EVOTEC steht am Scheideweg: Wird das Unternehmen Teil eines internationalen Konzerns, oder schafft es der neue CEO, das Ruder herumzureißen und EVOTEC eigenständig zu halten? Der mögliche Übernahmekampf ist nicht nur ein finanzielles, sondern auch ein strategisches Signal für die Biotech-Branche in Deutschland.