Der havarierte Tanker "Eventin" hat nach Tagen des manövrierunfähigen Treibens vorerst eine gesicherte Position nahe dem Stadthafen von Sassnitz erreicht. Rund fünf Kilometer vor der Küste wird das 274 Meter lange Schiff nun von zwei Schleppern stabilisiert, während das Havariekommando in engem Austausch mit der Reederei die weiteren Schritte plant. Diese hat bereits Hochsee-Schlepper für einen geplanten Abtransport beauftragt, deren Ankunft für den kommenden Montag erwartet wird. Details zum Zielort oder zum genauen Zeitpunkt der Umsetzung bleiben jedoch weiterhin unklar.
Der Vorfall ereignete sich am Freitag, als sämtliche Systeme des fast 20 Jahre alten Tankers, der etwa 100.000 Tonnen Öl transportiert, ausfielen. Dies führte zu einem unkontrollierten Treiben in der Ostsee nördlich von Rügen. Rettungsteams gelang es, durch schwierige Wellen von bis zu vier Metern das Schiff zu sichern und vor die Küste zu schleppen. Beruhigte Wetterbedingungen begünstigten zuletzt die Stabilisierung der Lage, und das Schiff zeigt keine Anzeichen von Umweltgefahr.
In der rauen Notlage sind 24 Besatzungsmitglieder des stromlosen Schiffs weiterhin an Bord. Eine Untersuchung durch eine Ärztin und einen Sanitäter hat ergeben, dass keine akuten Gesundheitsprobleme vorliegen. Notstromaggregate sichern mittlerweile die grundlegenden Bedürfnisse der Crew, und weitere Unterstützung durch Heizgeräte und Vorräte ist in Vorbereitung.
Das Havariekommando hat seinen Einsatz am Sonntagabend offiziell beendet, nachdem staatliche durch kommerzielle Schlepper ersetzt wurden. Fragen zu den Reparaturen des beschädigten Tankers bleiben offen, während die Reederei in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässig ist. Greenpeace zählt das Schiff zur sogenannten russischen Schattenflotte, die trotz internationaler Sanktionen weiterhin Öl transportiert.
Der Zwischenfall entfachte erneut Diskussionen über die Sicherheit in der Ostsee: Tobias Woitendorf, Chef des Landestourismusverbandes, erneuerte seine Forderung nach verbesserten Sicherheitsmaßnahmen in der dicht befahrenen Region. Gerade die gefährliche Passage der Kadetrinne birgt erhebliches Potenzial für zukünftige Havarien, wie die Vergangenheit gezeigt hat.