Der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank, Luis de Guindos, hat in einer Rede in Madrid eine verhaltene Prognose zur wirtschaftlichen Entwicklung in der Eurozone abgegeben. Trotz jüngster positiver Entwicklungen beschrieb er die ökonomischen Aussichten als schwach und geprägt von erheblicher Unsicherheit. Insbesondere deuten neueste Daten darauf hin, dass das wirtschaftliche Wachstum an Dynamik verliert.
De Guindos nahm Bezug auf Umfragen, die einen Rückgang der Aktivität im verarbeitenden Gewerbe zeigen, ebenso wie Stimmungsdaten aus dem Dienstleistungssektor, die auf ein gebremstes Wachstum hinweisen. Ein Grund für diesen Trend sind die hohen Energiepreise, die zusammen mit den Nachwirkungen einer straffen Geldpolitik der letzten Jahre das Investmentklima belasten.
Obwohl die Inflation innerhalb der Eurozone letztes Jahr signifikant gesunken ist und die EZB ihre Zinspolitik einlenkte – indem sie seit Juni die Leitzinsen senkte – entfalten diese Maßnahmen erst mit zeitlicher Verzögerung ihre volle Wirkung. Unternehmen zeigen sich bei Investitionen zurückhaltend, während die Exporte schwächeln und einige Branchen um ihre Wettbewerbsfähigkeit ringen müssen.
Trotz dieser Herausforderungen sieht de Guindos positive Zeichen im kontinuierlichen Rückgang der Inflation, der in die richtige Richtung weist. Zugleich betont er die Entschlossenheit der EZB, die Inflation mittel- bis langfristig auf das Notenbankziel von zwei Prozent zu stabilisieren. Angesichts der ungewissen wirtschaftlichen Lage wird die EZB ihre Zinspolitik weiterhin an die konjunkturellen Entwicklungen anpassen und Entscheidungen in ihren Sitzungen von der jeweiligen Datenlage abhängig machen.
Zum Jahresende war die Inflation leicht auf 2,4 Prozent gestiegen, nachdem sie zuvor bei 2,2 Prozent lag. Die jüngste Zinssenkung der EZB erfolgte im Dezember, und weitere Entscheidungen stehen für Ende Januar an.