03. Oktober, 2024

Wirtschaft

Europas Zulieferer am Wendepunkt: Autoindustrie bittet Brüssel um Unterstützung

Europas Zulieferer am Wendepunkt: Autoindustrie bittet Brüssel um Unterstützung

Die europäische Automobilbranche steht am Scheideweg. Das Verkaufspotential für Elektrofahrzeuge stagniert und droht die ehrgeizigen Ziele der Europäischen Union zu unterminieren, bis 2035 den Verkauf neuer Diesel- und Benzinfahrzeuge zu beenden.

Versuche, den Absatz von Elektroautos durch staatliche Kaufprämien zu steigern, waren erfolglos. Die starke Konkurrenz aus China erschwert zusätzlich das Wachstum europäischer Elektroauto-Hersteller. Was sind die Gründe dieser Probleme und welche Erwartungen haben europäische Autohersteller an die EU?

Europas Autobauer haben im September die Europäische Union um "dringende" Unterstützung gebeten, da sie mit sinkenden Verkäufen von Elektrofahrzeugen und verschärften Abgasvorschriften konfrontiert sind, die nächstes Jahr in Kraft treten sollen.

Der Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) erklärte, die Industrie wolle den Dekarbonisierungszielen entsprechen, sei jedoch durch diverse Probleme behindert. Dazu zählen ein stagnierender Elektroautomarkt, fehlende Ladeinfrastruktur und eine mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der EU-Fertigung.

In einer formellen Bitte an die Kommission forderte die Lobbygruppe "dringende Entlastungsmaßnahmen, bevor die neuen CO2-Ziele für Autos und Vans im Jahr 2025 in Kraft treten". Nach Jahren des Wachstums sind die Verkäufe von Elektrofahrzeugen Ende 2023 rückläufig und machen nur noch 12,5% der Neuwagenverkäufe auf dem Kontinent aus.

„Uns fehlen wesentliche Voraussetzungen, um den notwendigen Schub bei der Produktion und Verbreitung von emissionsfreien Fahrzeugen zu erreichen: Lade- und Wasserstoffbetankungsinfrastrukturen, eine wettbewerbsfähige Fertigungsumgebung, erschwingliche grüne Energie, Kauf- und Steueranreize sowie eine sichere Versorgung mit Rohstoffen, Wasserstoff und Batterien“, sagte der ACEA.

Deutschlands Autoindustrie, inklusiv Marken wie Volkswagen und BMW, leidet unter schwachen Verkaufszahlen und hohen Umstellungskosten auf elektrische Antriebsstränge. Mercedes musste kürzlich seine Gewinnprognose für das Jahr senken, bedingt durch schleppende Verkäufe in China. Auch BMW senkte seine Verkaufs- und Gewinnerwartungen.

Erstmals seit 30 Jahren könnten bei Volkswagen aus betrieblichen Gründen Kündigungen und Werksschließungen anstehen. Medienberichten zufolge könnten in Deutschland 30.000 der 300.000 Stellen abgebaut werden.

Politisches Hin und Her zur Elektromobilität verunsichert Kunden und führt zu Verzerrungen, so der deutsche Industrieexperte Frank Schwope. Hinzu kommen steigende Energie- und Arbeitskosten, die die Produktion erschwinglicher Einstiegsmodelle in Deutschland unrentabel machen.

Die EU plant zusätzliche Zölle von bis zu 36% auf aus China importierte Elektrofahrzeuge. Das Thema spaltet die Mitgliedsländer. Während Deutschland und Spanien skeptisch sind und Handelskriege befürchten, unterstützen Frankreich und Italien die Maßnahmen.