Das Ifo-Institut hat jüngst eine eindringliche Analyse über die Verteidigungsfähigkeiten der europäischen Länder veröffentlicht. Laut der Untersuchung müssen die Staaten Europas mehr als zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigungsausgaben investieren, um ohne den militärischen Schutz der USA auszukommen. Der Ifo-Forscher Florian Dorn weist auf eine erhebliche Diskrepanz hin: Deutschland hat das Zwei-Prozent-Ziel der NATO in den letzten Jahrzehnten beständig verfehlt, was eine Lücke von etwa 230 Milliarden Euro an notwendigen Verteidigungsinvestitionen hinterlässt.
Auch Italien und Spanien stehen vor erheblichen Herausforderungen, mit Finanzierungslücken von 120 Milliarden beziehungsweise über 80 Milliarden Euro. Seit 1990 haben nur Polen und Großbritannien kontinuierlich mehr als zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgegeben, was sie innerhalb der europäischen NATO-Staaten in eine besondere Position bringt.
Dorn unterstreicht die Notwendigkeit einer deutlichen Steigerung der Anstrengungen Europas nach der Wahl von Donald Trump in den USA. Der internationale Vergleich verdeutlicht zudem, dass europäische Länder mehr finanzielle Mittel aufwenden müssen: Die Kostenstrukturen für Soldaten und militärische Ausrüstung sind beispielsweise in Russland und China deutlich niedriger als in West-Europa. Dies führt dazu, dass Russland mit den gleichen finanziellen Mitteln wesentlich mehr leisten kann. Der Forscher betont, dass die Höhe der notwendigen Ausgaben auch davon abhängt, inwieweit Europa in der Lage ist, seine Ressourcen durch gemeinsame Strukturen effizienter zu nutzen.