Im Lichte des jüngsten Zerwürfnisses zwischen den USA und der Ukraine sieht Christoph Heusgen, ehemaliger Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, dringenden Handlungsbedarf für Europa. Der Vorfall im Weißen Haus, bei dem die USA und insbesondere Donald Trump der Ukraine ein harsches Ultimatum stellten, ist für Heusgen ein Weckruf. Es sei jetzt an der Zeit, in die europäische Verteidigung, Wirtschaft und das demokratische Erfolgsmodell zu investieren, wie er in der "Rheinischen Post" betonte.
Heusgen zeigte sich wenig überrascht vom rüden Auftreten der US-Führung gegenüber dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Bereits auf der Münchner Sicherheitskonferenz war der Auftritt von US-Vizepräsident J.D. Vance umstritten. Ebenso erinnerte Heusgen an frühere Demütigungen durch Trump, die gegenüber Selenskyj geäußert wurden. Für ihn sei klar, dass das gegenwärtige Amerika nicht mehr dem Amerika von politisch ambitionierten Persönlichkeiten wie John F. Kennedy, Ronald Reagan oder Barack Obama entspräche, die stets eine enge Verbundenheit zu Deutschland pflegten.
Die unverhohlene Drohung, die Trump gegenüber Selenskyj zur Schau stellte, wenn die Ukraine keine Einigung mit Russland fände, könnte Europas Rolle auf der Weltbühne stärken. Für Heusgen ist es unerlässlich, dass Europa diese Gelegenheit wahrnimmt und seine Position und Souveränität in globalen Angelegenheiten festigt.