Europäische Staats- und Regierungschefs intensivieren derzeit ihre Bemühungen, die Migration, insbesondere die Aufnahme von Flüchtlingen und Asylsuchenden, zu begrenzen. Diese Maßnahmen mögen bei vielen Wählern auf Zustimmung stoßen, sind aber bei den meisten Ökonomen alles andere als beliebt. Diverse Pläne, wie etwa der Vorschlag der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni, Asylsuchende in Albanien bearbeiten zu lassen, wurden bereits von Gerichten gestoppt. Dennoch zeigt sich innerhalb der EU wenig Bereitschaft, die restriktive Haltung gegenüber Migration zu ändern. Ökonomisch betrachtet könnte eine umfassende Einschränkung der Migration kontraproduktiv sein. Immigranten tragen im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung signifikant zur Wirtschaft bei und helfen, die Regierungsfinanzen zu entlasten. Eine drastische Reduzierung könnte sich negativ auf das ohnehin schon niedrige Wirtschaftswachstum in vielen europäischen Ländern auswirken und die Inflation langfristig ankurbeln, was die Arbeit der EU-Politik weiter erschwert. Ein entscheidender Aspekt ist der positive Beitrag von Migranten zu den Staatsfinanzen, den die OECD in ihrem Bericht von 2021 hervorhebt. Während die direkte fiskalische Nettobeitragsquote der Immigranten in den OECD-Ländern 1,6% des BIP beträgt, ist sie im Verhältnis zu ihrer Bevölkerungszahl weitaus bedeutender. Kritiker könnten argumentieren, dass versteckte Kosten wie Grenzkontrollen und Polizeieinsätze nicht berücksichtigt werden. Doch selbst mit diesen Faktoren sind Immigranten für die Regierung kostengünstiger als gebürtige Bürger. Besonders hervorzuheben ist der Beitrag hochqualifizierter Zuwanderer, doch auch geringqualifizierte Arbeitskräfte füllen wichtige Lücken im Arbeitsmarkt. Die wirtschaftlichen Risiken einer verringernden Migration dürften insbesondere die Eurozone angesichts einer alternden Bevölkerung und niedriger Geburtenraten treffen. Eine verringerte Arbeitskräfteverfügbarkeit könnte das Wirtschaftswachstum bremsen und Staatsdefizite vergrößern. Zu dieser prekären wirtschaftlichen Lage äußerte sich auch der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi. Seiner Ansicht nach benötigt die EU erhebliches Investment, um langfristig stagnierende Wachstumstrends zu vermeiden. Kluge politische Entscheidungen in der Migration könnten der EU helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen und ihre wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Das Bild, das die Ökonomen zeichnen, deutet darauf hin, dass eine Reduzierung der Migration mehr Probleme schafft, als sie löst.