Der Finanzmarktverband AFME ruft die Europäische Union dazu auf, ihre Anstrengungen zur Integration der Kapitalmärkte zu verstärken, um im globalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Laut dem aktuellen Bericht der Vereinigung für Finanzmärkte in Europa bleiben die EU-Kapitalmärkte trotz wirtschaftlicher Fortschritte auf bedeutenden Schlüsselindikatoren wie Kapitalzugang und Marktverflechtung hinter Akteuren wie den USA, dem Vereinigten Königreich und China zurück. Die AFME bemängelt eine erhebliche Fragmentierung innerhalb der europäischen Märkte, die die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der Region untergräbt. Ein bedeutendes Anliegen ist die jährliche Finanzierungslücke von rund 800 Milliarden Euro, die für wichtige Zukunftsinvestitionen in Bereichen wie Digitalisierung, Infrastruktur und Nachhaltigkeit benötigt wird. AFME-Chef Adam Farkas betont, dass nur ein integrierter Kapitalmarkt die nötigen Reformen und Investitionen finanzieren könne, um die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu sichern. Besonders Deutschland sieht der Verband kritisch, da es zu wenige Börsengänge gibt und die Bevölkerung vergleichsweise wenig Kapital in den Märkten investiert. Die EU arbeitet seit Jahren an der Schaffung einer Kapitalmarktunion, um bürokratische Barrieren abzubauen und die Investitionsbereitschaft von Kleinanlegern zu steigern. Ziel ist es, mehr Kapital für den grünen und digitalen Wandel zu mobilisieren und den Unternehmen neue Finanzierungsmöglichkeiten zu eröffnen. Politische Unterstützung erhält das Projekt von den Staats- und Regierungschefs der EU, doch werden konkrete Fortschritte kaum sichtbar. Nordeuropäische Länder wie Luxemburg und die Niederlande scheinen einen besseren Zugang zu Finanzmitteln zu haben, während osteuropäische Staaten hinterherhinken. Auch wenn die EU im Bereich der nachhaltigen Finanzierung eine Vorreiterrolle einnimmt, zeigt sich hier zuletzt ein verlangsamtes Wachstum. Die privaten Investitionen in Finanz-Start-ups bleiben zudem deutlich hinter den USA und Großbritannien zurück.