Ein radikales Signal aus den Niederlanden
Der Stichting Pensioenfonds ABP, Europas größter Pensionsfonds, hat alle seine Tesla-Aktien verkauft. Laut einer Offenlegung wurden im dritten Quartal 2024 insgesamt 2,8 Millionen Aktien im Wert von 585 Millionen US-Dollar veräußert.
Dies entspricht knapp 0,1 Prozent des gesamten Börsenwerts von Tesla, doch der Schritt hat Signalwirkung.
Hintergrund des Verkaufs sind laut ABP vor allem das umstrittene Vergütungspaket für Tesla-CEO Elon Musk sowie Bedenken über die Arbeitsbedingungen im Unternehmen.
Der Fonds, der ein Vermögen von über 570 Milliarden Euro verwaltet, erklärte, dass die Entscheidung nicht politisch motiviert sei, verwies jedoch auf eine Abwägung von ethischen und finanziellen Aspekten.
Fakten im Überblick:
- Anzahl verkaufter Tesla-Aktien: 2,8 Millionen
- Wert des Verkaufs: 585 Millionen US-Dollar
- Vermögen von ABP: 570 Milliarden Euro
- Vergütungspaket für Elon Musk: 56 Milliarden US-Dollar
- Kursentwicklung der Tesla-Aktie: +93 % in drei Monaten
Vergütung von 56 Milliarden US-Dollar stößt auf Kritik
Im Zentrum der Kontroversen steht das 2018 eingeführte Gehaltspaket für Elon Musk. Dieses war ursprünglich auf 2,6 Milliarden US-Dollar ausgelegt und an das Erreichen spezifischer Unternehmensziele gekoppelt.
Doch durch den rasanten Kursanstieg der Tesla-Aktie ist der Wert des Pakets mittlerweile auf 56 Milliarden US-Dollar angewachsen.
Der Fall wurde mehrfach vor Gericht verhandelt. Im Januar 2024 erklärte ein Gericht in Delaware das Paket aufgrund seiner Größe und der vermeintlich zu leicht erreichbaren Meilensteine für ungültig.
Tesla-Anleger stimmten im Juni 2024 dennoch in einer Abstimmung für die Beibehaltung der Vergütung, doch der Rechtsstreit ist nicht abgeschlossen. Musk hat Berufung eingelegt, und das Verfahren könnte sich noch über Jahre hinziehen.
Arbeitsbedingungen bei Tesla: Ein weiterer Kritikpunkt
Neben der Vergütung gibt es auch Vorwürfe zu den Arbeitsstandards bei Tesla. ABP äußerte in einer Stellungnahme Bedenken hinsichtlich der Arbeitsbedingungen, nannte jedoch keine spezifischen Details.
Berichte über lange Arbeitszeiten und hohe Fluktuation in den Tesla-Werken, insbesondere in den USA und China, könnten dabei eine Rolle gespielt haben.
Tesla selbst hat auf die Vorwürfe bislang nicht reagiert, doch der Druck auf das Unternehmen wächst. Institutionelle Investoren wie ABP legen zunehmend Wert auf ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung), und Tesla sieht sich häufiger der Kritik ausgesetzt, diesen Standards nicht ausreichend zu entsprechen.
Teslas Kursrallye und der Trump-Effekt
Trotz der Kontroversen hat die Tesla-Aktie in den letzten Monaten eine beeindruckende Entwicklung hingelegt. Seit Oktober 2024 stieg der Kurs um 93 Prozent und erreichte Höchststände, die dem Unternehmen einen Börsenwert von mehr als 1,2 Billionen US-Dollar bescherten.
Analysten führen diesen Anstieg auch auf die Nähe von Tesla-CEO Elon Musk zur Trump-Administration zurück. Musk hatte Donald Trump im Wahlkampf unterstützt und wird Berichten zufolge in einer Beraterrolle für ein neu geschaffenes Ministerium für Regierungseffizienz tätig sein.
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Investoren hoffen, dass Tesla von regulatorischen Lockerungen profitieren könnte, insbesondere bei Genehmigungen für autonomes Fahren und der Produktion von Elektrofahrzeugen.
ABP: Kein Tesla mehr im Portfolio
Der niederländische Pensionsfonds ABP ist einer der größten institutionellen Investoren weltweit. Der Fonds wurde 1922 gegründet und verwaltet Rentenansprüche für Mitarbeiter im öffentlichen Dienst und im Bildungssektor. Mit einem Ziel einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 4,5 Prozent sucht ABP nach stabilen und langfristig nachhaltigen Investitionen.
„Wir können nicht in alles investieren, und Tesla entspricht nicht mehr unseren Kriterien“, erklärte ein Vertreter des Fonds gegenüber der niederländischen Zeitung Het Financieele Dagblad. Die Entscheidung spiegelt eine wachsende Skepsis wider, ob Tesla langfristig den ESG-Anforderungen gerecht werden kann.