02. Oktober, 2024

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Europas Börsen zittern vor Eskalation im Nahen Osten: Rückschläge für Tourismus und Banken, Ölwerte profitieren

Europas Börsen zittern vor Eskalation im Nahen Osten: Rückschläge für Tourismus und Banken, Ölwerte profitieren

Die drohende Eskalation im Nahen Osten hat die Anlegerstimmung in Europa zum Start ins Schlussquartal erheblich getrübt. Der EuroStoxx 50, der Leitindex der Eurozone, verlor am Dienstag 0,93 Prozent und fiel auf 4954,15 Punkte. Auch der schweizerische SMI setzte seinen Abwärtstrend fort und sank um 0,68 Prozent auf 12.086,66 Zähler. Lediglich der britische FTSE 100 konnte entgegen dem Trend zulegen und schloss mit einem Plus von 0,48 Prozent bei 8.276,65 Punkten.

Berichten zufolge sollen die USA Hinweise auf einen bevorstehenden Raketenangriff des Iran auf Israel erhalten haben und unterstützen aktiv die Verteidigungsmaßnahmen Israels. Diese Eskalation kommt kurz nachdem israelische Streitkräfte gegen die Hisbollah im Südlibanon vorgerückt sind. Dies habe, so ein hochrangiger US-Beamter gegenüber Bloomberg, schwerwiegende Konsequenzen für den Iran.

Die zunehmenden Spannungen belasteten vor allem die Börse in Istanbul stark. Der türkische Bist 100 fiel um 3,25 Prozent auf 9.351 Punkte, ein Niveau, das zuletzt Mitte September erreicht wurde. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan behauptete zudem, Israel habe auch die Türkei im Visier, was weitere Sorgen schürt.

"Nervosität hat wieder Einzug erhalten und viele Investoren nehmen lieber Kursgewinne mit", kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow. Vor dem aktuellen Krisenherd im Nahen Osten sei die Stimmung deutlich positiver gewesen. Nun sei abzuwarten, ob sich die Situation beruhigt oder weiter eskaliert. Letzteres könnte die Aktienmärkte erneut erheblich unter Druck setzen.

Erwartungsgemäß profitierten insbesondere Ölwerte von der möglichen Konfliktverschärfung. Eni und Totalenergies legten bis zu 1,5 Prozent im EuroStoxx zu, während Shell und BP in London um bis zu 2,4 Prozent zulegten. Auch die Ölpreise stiegen infolge der Meldungen zeitweise um über zwei Dollar.

Rüstungsaktien zeigten sich ebenfalls robust. BAE Systems gewannen in London 2,9 Prozent an Wert, Leonardo zog in Mailand an, und in Frankfurt legte Rheinmetall sogar um über 5 Prozent zu. Hingegen litten Bankenwerte unter Konjunktursorgen: Santander verzeichnete ein Minus von 4,9 Prozent im EuroStoxx.

Im Tourismussektor und bei Fluggesellschaften machte sich ebenfalls die Krise bemerkbar. Touristikaktien wie Tui verloren 2 Prozent, während Aktien der International Airlines Group (IAG) um 5 Prozent einbrachen. Hier schlagen unter anderem die steigenden Kerosinpreise und die erhöhte Terrorgefahr zu Buche.

Ein Lichtblick im EuroStoxx waren die Aktien von AB Inbev, die um 1,6 Prozent zulegten. Die US-Bank Citigroup hatte die Papiere der Brauerei von "Neutral" auf "Buy" hochgestuft, was dem Unternehmen Auftrieb verlieh.