Inmitten der geopolitischen Spannungen an den Finanzmärkten konnten die europäischen Börsen am Mittwoch weiter zulegen und an die Gewinne des Vortags anknüpfen. Die Kursanstiege an der Wall Street setzten positive Impulse und überwogen die potenziell negativen Auswirkungen der von der neuen US-Regierung angekündigten Zollpolitik. Laut Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets kompensieren die bedeutenden Investitionszusagen in Künstliche Intelligenz derzeit die Zollandrohungen der USA.
Im späten Vormittagshandel stieg der EuroStoxx 50 um 0,77 Prozent auf 5.205,62 Punkte an. Der Schweizer Leitindex SMI verzeichnete ein Plus von 0,76 Prozent auf 12.203,05 Punkte, während der britische FTSE 100 einen Zuwachs von 0,33 Prozent auf 8.576,36 Punkte aufwies.
Allerdings mahnten Experten wie Robert Greil von Merck Finck zur Vorsicht. Die drohenden Zölle der US-Administration, die im Rahmen der „America First“-Handelspolitik im Fokus stehen, könnten erhebliche wirtschaftliche und finanzielle Auswirkungen haben. Insbesondere könnten weitere Kursvolatilitäten folgen, sollten die USA ihre Zolldrohungen auf Europa ausweiten.
Technologiewerte wurden von den robusten Ergebnissen aus den USA beflügelt. Positiv überraschten die Berichte von Netflix und Oracle. Ein erhebliches KI-Infrastrukturprojekt im Umfang von 500 Milliarden USD, das Donald Trump gemeinsam mit dem Oracle-Chef verkündete, trieb auch den europäischen Giganten SAP um 2,1 Prozent nach oben.
Im Pharmasegment kletterten Roche um 1,7 Prozent, nachdem die neuen Tests des Unternehmens zur Erkennung sexuell übertragbarer Infektionen die US-Zulassung erhalten hatten und bald in den Verkauf gelangen. Die Zulassung auf dem europäischen Markt soll ebenfalls in Kürze erfolgen.
Im Versicherungssektor stachen Munich Re mit einem Kurszuwachs von vier Prozent hervor. Der Rückversicherer blickt optimistisch in die Zukunft und erwartet anhaltendes Gewinnwachstum. Vorstandschef Joachim Wenning äußerte Zuversicht, was die zukünftige Entwicklung betrifft.
Unter den Nebenwerten mussten DocMorris nach enttäuschenden Umsatzzahlen vom Vortag weitere 2,9 Prozent abgeben, was bei Analysten auf Skepsis stieß. Auch Barry Callebaut geriet unter Druck, nachdem der Umsatz des Schokoladenproduzenten die Erwartungen verfehlte, was zu einem Kursrückgang von sieben Prozent führte.