Die europäischen Aktienmärkte standen am Dienstag unter erheblichem Druck. Mitverantwortlich für den Rückgang sind schwächelnde Vorgaben der Wall Street und die erneute Zuspitzung im globalen Zollkonflikt. Laut Analyst Christian Henke von IG Markets wächst die Furcht vor einem neuen Handelskrieg, welcher die Märkte verunsichert.
Der EuroStoxx 50 gab mittelmäßig um 1,84 Prozent auf 5.438,02 Punkte nach. Auch der Schweizer SMI fiel um 0,56 Prozent auf einen Stand von 13.093,62 Zählern, während der britische FTSE 100 um 0,29 Prozent auf 8.845,77 Punkte sank. Henke zeigte sich besorgt über die Wiederholung eines bekannten Musters: "Eine Eskalationsspirale wie im Jahr 2018 könnte sich nun wieder in Gang setzen." In der Vergangenheit hatte der Handelsstreit zwischen den USA und China die Finanzmärkte erheblich belastet.
Mit der Verdopplung der Importzölle auf chinesische Waren durch die Anordnung von US-Präsident Donald Trump reagieren China und Kanada wiederum mit Gegenzöllen. Dadurch sind insbesondere Produktionen in Mexiko und Kanada in Gefahr. Der Betrag von 25 Prozent Strafzöllen betrifft Importe dieser Länder in die USA, während die Verdopplung der Zölle auf chinesische Güter von zehn auf 20 Prozent ebenfalls erhebliche Folgen haben könnte.
Exportorientierte Branchen wie die Automobilindustrie litten unter den neuen Handelsbarrieren. Besonders betroffen ist Volkswagen, deren Aktien um 3,8 Prozent nachgaben. Der Ausblick für die geplante Batteriezellfabrik in Kanada, die den US-Markt beliefern soll, wird von den neuen Strafmaßnahmen getrübt.
Einen deutlichen Rückgang erlebten auch Öl- und Rohstoffaktien, da die Zollpolitik der USA Befürchtungen über eine globale Wachstumsabschwächung und sinkende Rohölnachfrage schürt. Im Kontrast dazu waren defensive Branchen wie Versorger, Nahrungsmittel und Pharmawerten gefragt. So konnte Lindt & Sprüngli um fast sechs Prozent zulegen, angetrieben durch solide Geschäftszahlen und die Aussicht auf eine höhere Dividende.
Der Rüstungssektor Europas bleibt weiterhin auf Erfolgskurs. Die Münchner Sicherheitskonferenz hat die Diskussion um europäische Eigenverantwortung im Verteidigungsbereich neu entfacht: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen stellte Pläne vor, die Verteidigungsausgaben mit 800 Milliarden Euro zu stärken. Thales verzeichnete einen herausragenden Kursgewinn von über neun Prozent, gestützt von starken Geschäftszahlen. Trotz positiver Entwicklungen warnte UBS-Experte Ian Douglas-Pennant davor, den Ausblick für 2025 nicht zu optimistisch zu interpretieren.