22. Februar, 2025

Märkte

Europas Baukonzerne dominieren die Welt – und lassen China hinter sich

Während China und die USA im weltweiten Baugeschäft oft als dominante Spieler gelten, setzen sich überraschenderweise europäische Baukonzerne immer stärker durch – auch in Märkten, die lange als fest in chinesischer Hand galten.

Europas Baukonzerne dominieren die Welt – und lassen China hinter sich
Europas Baugiganten auf dem Vormarsch – Während chinesische Baufirmen in Afrika Marktanteile verlieren, steigern europäische Unternehmen ihre Präsenz um 58 Prozent – ein Zeichen für wachsendes Vertrauen in Qualität und Zuverlässigkeit.

Globaler Spitzenreiter mit Milliardenprojekten

Ob Wolkenkratzer in London, U-Bahn-Netze in Kairo oder High-Tech-Fabriken in Südkorea – europäische Baukonzerne sind weltweit aktiv und dominieren das internationale Baugeschäft. Eine aktuelle Analyse von Germany Trade & Invest (GTAI) zeigt: Fast die Hälfte der globalen Bauauslandsumsätze entfällt auf europäische Unternehmen.

GTAI – Wegbereiter für Ihr Auslandsgeschäft
Germany Trade & Invest ist die Außenwirtschaftsagentur des Bundes und zentrale Anlaufstelle für deutsche Unternehmen zum Exportgeschäft.

Während China als Großmacht des Bausektors gilt und die USA mit milliardenschweren Infrastrukturprojekten auf dem Heimatmarkt glänzen, setzen europäische Unternehmen mit 246 Milliarden US-Dollar an Auslandsumsätzen neue Maßstäbe. Und das Wachstum ist beeindruckend: Allein zwischen 2022 und 2023 legte der europäische Bausektor um 25 Prozent zu.

Warum Europa im Ausland erfolgreicher ist als China und die USA

Was macht europäische Bauunternehmen so stark? Die Antwort liegt in ihrer Fachkompetenz, Flexibilität und Innovationskraft.

  1. Zwang zur Internationalisierung: Anders als US-Konzerne, die von ihrem riesigen Heimatmarkt profitieren, oder chinesische Firmen, die oft durch staatliche Aufträge im Inland gestützt werden, müssen europäische Firmen global expandieren, um zu wachsen. Große Player wie Skanska (Schweden), Strabag (Österreich) oder Bouygues (Frankreich) erwirtschaften mittlerweile über 80 Prozent ihrer Umsätze im Ausland.
  2. Spezial-Know-how und High-End-Projekte: Europäische Unternehmen bauen nicht nur „breit“, sondern auch besonders anspruchsvoll. Vom ikonischen Londoner „Gherkin“-Wolkenkratzer bis hin zur Schutzhülle des Kernkraftwerks Tschernobyl – europäische Firmen sind für hochkomplexe Bauprojekte erste Wahl.
  3. Flexibilität und Verlässlichkeit: Chinesische Firmen haben in vielen Ländern ein Imageproblem. In Afrika etwa sorgen schlecht ausgeführte Bauprojekte und fragwürdige Arbeitsbedingungen zunehmend für Skepsis. Europäische Unternehmen setzen stattdessen auf langfristige Partnerschaften und Qualität.

Europäische Baukonzerne gewinnen Marktanteile in Afrika

Besonders in Afrika, wo China bislang als unangefochtener Marktführer galt, gewinnen europäische Unternehmen rasant an Boden. 2023 hielten chinesische Baukonzerne noch 57 Prozent Marktanteil – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den 63 Prozent im Vorjahr. Gleichzeitig stieg der Anteil europäischer Firmen von 17 auf 25 Prozent.

Afrika setzt zunehmend auf europäische Bauqualität – Chinesische Unternehmen verlieren Marktanteile, während europäische Konzerne wie Vinci und Bouygues milliardenschwere Infrastrukturprojekte sichern.

Die größten Gewinner dieses Trends sind italienische und französische Baukonzerne, die in Afrika inzwischen milliardenschwere Infrastrukturprojekte realisieren. Ihr Umsatz wuchs 2023 um 58 Prozent auf 13 Milliarden US-Dollar.

Deutsche Baukonzerne: Starke Nischenplayer, aber oft in ausländischer Hand

Während Konzerne aus Frankreich, Spanien und Italien die größten europäischen Bauplayer stellen, ist die Rolle deutscher Unternehmen im internationalen Baugeschäft begrenzter. Zwar gibt es einige deutsche Hochkaräter, doch viele der ehemals großen Namen sind längst von ausländischen Konzernen übernommen worden:

  • Hochtief, Deutschlands größter Baukonzern, macht zwar 95 Prozent seines Umsatzes im Ausland, wird aber inzwischen vom spanischen Baugiganten ACS kontrolliert.
  • Züblin, eine der bekanntesten deutschen Baufirmen, gehört mittlerweile zur österreichischen Strabag-Gruppe.
  • Exyte aus Stuttgart, einer der führenden Spezialisten für den Bau von High-Tech-Industrieanlagen, kann sich jedoch weiterhin unabhängig behaupten und trotzt der Konkurrenz aus Asien.

Warum die USA für Europas Baukonzerne immer wichtiger werden

Europäische Baufirmen expandieren nicht nur in Afrika, sondern auch in die USA – den größten Inlandsbaumarkt der Welt. Dort profitieren sie von milliardenschweren Infrastrukturprogrammen und privaten Investitionen in erneuerbare Energien, Hochhäuser und neue Stadtquartiere.

Ein Beispiel ist das deutsche Unternehmen Drees & Sommer, das sich mit einer gezielten US-Expansion einen strategischen Vorteil sichern will. Das Stuttgarter Unternehmen hat sich auf die Planung und Steuerung komplexer Bauprojekte spezialisiert und begleitet Kunden von der ersten Idee bis zur Umsetzung.

Die Baukrise in Deutschland als Bremsklotz

Während europäische Konzerne global expandieren, leidet die Bauwirtschaft in Deutschland unter massiven Problemen. Hohe Zinsen, explodierende Materialkosten und eine verunsicherte Investorenlandschaft haben dazu geführt, dass sich der Wohnungsbau in Deutschland massiv abschwächt. 2024 wird der Neubau von Wohnungen voraussichtlich auf ein Rekordtief sinken.

Viele Unternehmen setzen daher verstärkt auf das internationale Geschäft, um den Einbruch auf dem deutschen Markt auszugleichen. Doch auch die globalen Rahmenbedingungen bleiben herausfordernd:

  • Nachhaltigkeitsanforderungen treiben die Kosten für Bauprojekte in Europa und Nordamerika weiter in die Höhe.
  • Lieferkettenprobleme und hohe Energiepreise sorgen für Unsicherheiten in vielen internationalen Projekten.
  • Der Wettbewerb mit China bleibt groß – trotz des Rückgangs in Afrika sind chinesische Unternehmen weiterhin eine Macht im globalen Infrastrukturbau.