Europa stellt sich den Herausforderungen des Energiesektors mit einer zunehmend diversifizierten Zufuhr von Flüssigerdgas (LNG). Trotz der Warnungen, dass die Abkehr von russischem Gas und die Zuwendung zu LNG für die EU volatil und komplex sein könnte, demonstriert die raffinierte Integration von Schwimmenden Speicher- und Regasifizierungseinheiten (FSRUs) eine geschickte Handhabung der Energieversorgung.
Die Fähigkeit, unterschiedliche Angebotsquellen zu nutzen, hat sich besonders während der Blockade des Suezkanals bewährt. Die Preisstabilität bei Gas und Fracht belegt die Effizienz des globalen Versorgungs- und Nachfragesystems. Asien bezog seine Lieferungen weiterhin aus Australien oder dem Nahen Osten, während Europa sich auf Importe aus den USA, Afrika sowie teilweise aus Katar stützte, getrieben von vorteilhaften Preisumstellungen.
Es stimmt zwar, dass Europa weiterhin LNG aus Russland bezieht, doch ist es wichtig anzuerkennen, dass diese Importe auf langfristigen Verträgen basieren, die vor dem Einmarsch Russlands in der Ukraine unterzeichnet wurden. Eine vorzeitige Beendigung dieser Abkommen würde den westlichen Interessen zuwiderlaufen, nicht zuletzt aufgrund der komplexen Vertragsstrafen, sondern auch weil ein abruptes Ende der russischen Gaszufuhr zu Preisanstiegen führen könnte. Entsprechend betrachtet die EU diese Importe aktuell mit Nachsicht.
In Hinblick auf zukünftige Importe hat die EU bereits legislativ reagiert und Mitgliedsstaaten die Möglichkeit eingeräumt, russische LNG-Einfuhren zu limitieren. Dies lässt erwarten, dass unter fortwährenden geopolitischen Spannungen keine neuen Verträge mit russischen Anbietern geschlossen werden.
Ein weiterer besorgniserregender Punkt, der Widerspruch zum Artikel "How Europe fixed its Russian gas problem" aufzeigt, betrifft Europas Engagement für das Netto-Null-Ziel. Die neuen LNG-Terminals stehen dem nicht entgegen, auch wenn einige FSRUs bis ca. 2040 geleast sind. Vor dem Konflikt in der Ukraine gab es bereits Pläne, Gas bis zu diesem Zeitpunkt zu nutzen.
Nach FT-Berichten sank der europäische Gasverbrauch von unter 400 Milliarden Kubikmetern im Jahr 2022 auf rund 325 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2023. Das liegt deutlich unter den Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) für 2025, die 2018 veröffentlicht wurden. Diese Entwicklung ging Hand in Hand mit einem Anstieg der LNG-Importe auf Rekordniveau.
Gas bleibt ein zentrales Element im europäischen Energiewandel. Während die EU ihre Bemühungen verstärkt, um saubere Energie zugänglicher zu machen, wird Erdgas als stabiler und flexibler Energieträger weiterhin eine unterstützende Rolle spielen, bis der Übergang zu erneuerbaren Ressourcen vollzogen ist.