22. Oktober, 2024

Wirtschaft

Europäische Zentralbank zögert bei Zinssenkungstempo

Europäische Zentralbank zögert bei Zinssenkungstempo

Die Europäische Zentralbank (EZB) steht vor der Herausforderung, das Tempo künftiger Zinssenkungen festzulegen, während die Richtung bereits klar ist, so Präsidentin Christine Lagarde. Am Rande der Jahrestagungen des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank erklärte Lagarde, dass der Entschleunigungsprozess der Inflation auf einem positiven Weg sei, doch die Geschwindigkeit der Zinsanpassungen müsse noch entschieden werden. Lagarde betonte, dass die im Juni begonnenen Maßnahmen mit Bedacht fortgeführt werden sollten, obwohl der Finanzmarkt bereits heftige Spekulationen über das Volumen der nächsten Zinsanpassungen macht. Investoren wetten auf vierteljährliche Zinsschritte und erwarten bis Mitte 2025 einen Einlagenzins von 2 %. Unterstützt wird dieses Szenario durch Hinweise, dass das Inflationsziel von 2 % schneller als erwartet erreicht werden könnte. Der französische Zentralbanker François Villeroy de Galhau prognostiziert, dass dieses Ziel bereits zu Beginn des nächsten Jahres erreicht werden könnte. Robert Holzmann aus Österreich und sein portugiesischer Kollege Mario Centeno kommentierten separat, dass die EZB bereit sei, die monetäre Lockerung zu intensivieren, sollte es die Datenlage erfordern. Der Markt verstärkte seine Wetten auf Lockerungen, wobei Händler auf 32 Basispunkte an Kürzungen im Dezember und 58 Basispunkte bis Januar setzen. Damit stieg die Wahrscheinlichkeit einer halben Zinspunktbewegung im Dezember auf 28 %. Trotz des Rückgangs der Inflation unter 2 % im September bleiben Ausgaben für Löhne und Dienstleistungen eine Sorge. Lagarde betonte, dass während die Energiepreise derzeit niedrig sind und der Dienstleistungssektor nur leicht zurückgeht, weiterhin Vorsicht geboten ist. Der Internationale Währungsfonds hat unterdessen seine Wachstumsprognosen für die Eurozone aufgrund schwacher industrieller Leistungen in Deutschland und Italien gesenkt. Die Wirtschaftsleistung Europas leidet, wobei Deutschland möglicherweise ein zweites Jahr in Folge schrumpfen wird. Auch die Rückkehr Donald Trumps zur US-Präsidentschaft könnte wirtschaftliche Folgen haben, während die Europäische Verbraucher zurückhaltend im Vergleich zu ihren US-amerikanischen Pendants sind.