Die Europäische Zentralbank (EZB) zeigt sich unbeeindruckt von den Erwartungen der Investoren, dass die robusten US-Arbeitsmarktdaten und wirtschaftliche Turbulenzen, wie die durch Donald Trump ausgelösten, den Spielraum für Zinssenkungen verringern könnten. Während die Märkte ihre Wetten auf Zinssenkungen sowohl seitens der EZB als auch der Federal Reserve gesenkt haben, bleiben die Offiziellen in Frankfurt gelassen.
Vertreter des EZB-Rats, darunter Francois Villeroy de Galhau und Yannis Stournaras, halten an der Prognose fest, dass der Einlagenzins bis Mitte 2025 auf etwa 2% fallen wird, von aktuell 3%. Unsicherheiten aus der US-Handelspolitik und politische Unruhen in Deutschland und Frankreich werden dabei als überwindbar angesehen.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde setzt weiterhin auf einen „datenabhängigen“ Ansatz bei der Festsetzung der Zinssätze, während Gilles Moec von AXA Investment Managers betont, dass es von Bedeutung sei, nicht zu überstürzten Reaktionen auf Einzelereignisse zu kommen. Die jüngsten Entwicklungen in den USA könnten den Märkten eine zurückhaltendere Antwort abverlangen, insbesondere in Hinblick auf Arbeitsmarktdaten und mögliche Steuervergünstigungen.
Die Erwartung immer weniger Zinssenkungen spiegelt sich nicht nur in den USA wider, wo die Federal Reserve bereits die Anzahl der geplanten Senkungen reduziert hat. Auch in Europa wird über eine mögliche Divergenz zwischen EZB- und Fed-Politik diskutiert, wobei die EZB betont, unabhängig von US-Entscheidungen agieren zu wollen.
Trotz eines schwächeren Euros, der infolge der jüngsten Ereignisse um 3% abgewertet hat, geht die Einschätzung dahin, dass Inflationsrisiken begrenzt bleiben. Olli Rehn von der EZB sieht aufgrund der fortschreitenden Disinflation und der schwachen Wachstumsaussichten keinen Grund zur Eile. Dennoch bleibt die Überzeugung der Märkte dahingehend, dass die EZB die avisierte Anzahl von vier Zinssenkungen tatsächlich umsetzt, weiterhin kritisch.