17. Oktober, 2024

Wirtschaft

Europäische Zentralbank senkt Zinsen und setzt auf Wachstumsförderung

Europäische Zentralbank senkt Zinsen und setzt auf Wachstumsförderung

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zum zweiten Mal in Folge die Zinsen gesenkt und signalisiert damit eine neue Priorität: das Wirtschaftswachstum. Der Leitzins wurde um 0,25 Prozentpunkte auf 3,25 Prozent gesenkt, was die Differenz zu den Zinsen der US-Notenbank weiter vergrößert. Diese Maßnahmen spiegeln die zunehmenden Sorgen der EZB über das schwächelnde Wirtschaftswachstum wider, das in der Eurozone deutlicher zu spüren ist als in den USA.

Mit dieser Entscheidung bricht die EZB mit einem beinahe zehnjährigen Muster, indem sie bei zwei aufeinanderfolgenden Sitzungen Zinssenkungen verkündet. Der Pressemitteilung zufolge sind jüngste Negativüberraschungen bei Konjunkturindikatoren Grund für diesen Schritt. Während Wachstumsprobleme und steigende Energiepreise der Eurozone zusetzen, bleibt die Inflationsrate überraschend niedrig bei 1,7 Prozent und somit unter dem Ziel von 2 Prozent.

Deutschlands stagnierende Wirtschaft, ein Rückgang des Einkaufsmanagerindex und schwächere Exporte nach China belasten die Eurozone zusätzlich. Auf der heutigen Pressekonferenz zeigt sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde besorgt um die Wachstumsaussichten, was darauf hindeuten könnte, dass die Bank künftig schneller handeln wird, als Investoren erwarten.

Die Bank plant, die Zinsen von Sitzung zu Sitzung auf Basis aktueller Wirtschaftsdaten zu bestimmen, hält es aber für möglich, im Dezember weiter zu senken. Während für 2025 noch Unklarheit herrscht, schwanken Prognosen über das Zinsniveau; Konsens besteht derzeit über ein Absinken knapp unter 2 Prozent im nächsten Jahr, doch einige Analysten erwarten 2,5 Prozent.

Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, äußerte die Befürchtung, dass die EZB bei ihrer Kehrtwende in der Zinspolitik über das Ziel hinausschießen könnte: "Die anhaltende Wachstumsschwäche stützt unsere Einschätzung, dass die Erhöhung des Einlagensatzes auf 4 Prozent ein Fehler war. Nun besteht das Risiko, dass die EZB bei der Lockerung erneut übertreibt."