15. November, 2024

Wirtschaft

Europäische Zentralbank senkt Zinsen: Eine Entscheidung der Vorsicht

Europäische Zentralbank senkt Zinsen: Eine Entscheidung der Vorsicht

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im vergangenen Monat beschlossen, die Zinsen zu senken, um möglichen wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden. Die geldpolitische Sitzung zeigte, dass die Entscheidung im Dezember möglicherweise ausgesetzt werden könnte, falls sich die wirtschaftliche Aktivität verbessert. Der EZB-Rat stimmte einstimmig für die Senkung der Zinsen um 0,25 Prozentpunkte auf 3,25 Prozent, wobei der zunehmende Deflationstrend und der Wunsch, die reale Wirtschaft nicht unnötig zu belasten, als Gründe genannt wurden.

Die veröffentlichten Protokolle lassen darauf schließen, dass auch die eher konservativen Mitglieder des Rates die Entscheidung als Maßnahme des Risikomanagements unterstützten. Sollten sich die Wirtschaftsverlangsamung und der unerwartete Rückgang der Inflation in der Eurozone als vorübergehend erweisen, könnte die Zinssenkung als vorgezogene Maßnahme für Dezember betrachtet werden. So war das Risiko, mit der Entscheidung jetzt zu handeln, aus Sicht der EZB vertretbar.

Einige Mitglieder hätten eine Zinssenkung erst im Dezember bevorzugt, konnten jedoch durch das präventive Risikomanagement überzeugt werden. Die Besorgnis über das Wachstum richtete sich insbesondere auf die schwache Konsumnachfrage, aber es gab auch Bedenken bezüglich eskalierender Handelsspannungen zwischen großen Volkswirtschaften.

Carsten Brzeski, Ökonom bei ING, kommentierte, dass die Entscheidung der EZB auf einem „unguten Bauchgefühl“ und der „Angst, den Anschluss zu verlieren“ basierte, trotz einiger Zweifel, ob die Inflation tatsächlich gezügelt wurde. Neu veröffentlichte Daten zeigen eine leichte Erhöhung der Inflation im Oktober von 1,7 Prozent auf 2 Prozent, was die Prognosen der Analysten übertraf. Die Wirtschaftstätigkeit erwies sich ebenfalls als stärker als erwartet, mit einem BIP-Wachstum von 0,4 Prozent im dritten Quartal.

Dennoch deuten Marktanalysen darauf hin, dass Anleger weiterhin mit einer möglichen deutlichen Zinssenkung im Dezember rechnen, um das Wachstum zu stützen. Nach den US-Wahlen hätten sich die Risiken für den Wachstumsausblick der Eurozone klar verschlechtert, so Brzeski, was die Frage für Dezember nur sein dürfte, ob um 25 oder 50 Basispunkte gesenkt wird.