Europäische Zentralbank: Maßvolles Zinssenkungstempo im Fokus

In den aktuellen Diskussionen der Europäischen Zentralbank (EZB) betont der slowenische Zentralbankchef Bostjan Vasle die Notwendigkeit eines behutsamen Vorgehens bei weiteren Zinssenkungen. Laut Vasle sollte die EZB weiterhin die Zinsen in 'maßvollen' Schritten senken und es bestehe kein Anlass, Maßnahmen zu diskutieren, die das Inflationsziel unterschreiten oder die Wirtschaft direkt ankurbeln könnten. Bereits im laufenden Jahr hat die EZB die Zinsen dreimal gesenkt. Die Wahrscheinlichkeit für einen erneuten, möglicherweise doppelt so großen Zinsschritt im Dezember wird von Investoren auf 40 Prozent eingeschätzt. Einige Entscheidungsträger der Bank haben die Möglichkeit einer Zinssenkung um 50 Basispunkte ins Spiel gebracht, was letztlich zu einem Niveau führen könnte, das das Wirtschaftswachstum stimuliert. Dennoch mahnte Vasle zur Vorsicht angesichts der anhaltenden Unsicherheiten in Bezug auf die Inflation. Auch wenn diese zuletzt unter die angestrebte 2-Prozent-Marke gefallen ist, seien höhere Inflationserwartungen für Ende 2024 und eine Rückkehr zum Zielwert Anfang 2025 im Gespräch. Dabei betonte Vasle, dass Inflation im Dienstleistungssektor sowie das anhaltende Lohnwachstum weiterhin Herausforderungen darstellen. Mit der nächsten Zinssenkung könnte der Einlagenzins von derzeit 3,25 Prozent weiter in die Nähe des sogenannten neutralen Zinssatzes rücken. Dies wäre ein Punkt, an dem die EZB weder Wachstum behindert noch fördert. Es sei daher wichtig, dass die Kommunikation der Bank in diesem Kontext klug angepasst werde, um die Zinsen weiterhin 'ausreichend restriktiv' zu halten. Trotz der Vorsicht erklärte Vasle, dass das Wirtschaftswachstum schwach blieb und die erhoffte Erholung möglicherweise in Verzug geraten könnte. Ein sanfter Übergang mit anschließender Erholung bleibt jedoch die zentrale Annahme der EZB, auch wenn neue Daten die Realisierung gewisser Risiken anzeigten.